Die kleinen Dinge
Im Antiquariat »Lesen und Hören« in Landsberg am Lech schnappte ich mir neben mehreren Büchern den Roman Der Gott der kleinen Dinge von Arundhati Roy (1997). Der Titel war mir bekannt; es war ein großer Erfolg damals. Das Buch spielt in Indien, wo Giovanna kürzlich war, und so fing ich zu lesen an.
Nach 40 Seiten hörte ich wieder zu lesen auf. Es war zwar bunt und interessant, aber irgendwie auch läppisch. Das Buch war ein Erfolg, weil es einer Erfolgsmasche folgte. Schon vor zehn Jahren fingen die Filme und Bücher aus anderen Kontinenten an, mich anzuöden, weil man ihnen ansah, dass sie so geschrieben waren, dass die gelangweilten wohlhabenden Leserinnen und Leser in Europa und den Vereinigten Staaten sich unterhalten fühlten. Ein Zauberbegriff war »magischer Realismus«, der sich mit den Werken lateinamerikanischer Autoren verband.
Im Grunde sind die Arbeiten des Nobelpreisträgers Gabriel García Marquez auch Kitsch, wenngleich auf gewissem Niveau. Als ich von einem himmelblauen Straßenkreuzer las, der durch die Reisfelder Keralas fahren würde, wusste ich über den Gott der kleinen Dinge schon Bescheid. Auf der hinteren Umschlagklappe wurde die NZZ (Neue Zürcher Zeitung) mit dem Lob »ein weiblicher Rushdie« (über Frau Roy) zitiert. Rushdie war auch für mich eine Weile ein Gott der Literatur, aber letztes Jahr sah ich den Film Mitternachtskinder, und im Hintergrund lief die Stimme des Erzählers, und plötzlich nervten mich die Worte und diese blasierte, ironische Erzählhaltung: typisch britisch.
Salman Rushdie ist in Indien aufgewachsen, und in ihm sind Großbritannien und Indien eins geworden, und man sagt ja, die Inder und Engländer passten perfekt zusammen. Rushdie und García Marquez und diverse andere Autoren haben ihren Gemüsegarten kultiviert. Man nehme einen exotischen Ort, schrille, witzige Figuren, und dann lasse man tausend schräge, bizarre Sachen passieren, und der Regen fällt, die Luft ist schwül, alles ist irgendwie lustig und führt dann zu guter Unterhaltung und dem betulichen Fazit, dass diese Leute zwar arm sind, aber gut drauf und voller Energie. Diese Romane leben von einem Übermaß an fiebriger Handlung, aber immerhin ist die Sprache unserer Magischen Realisten dem angepasst und turbulent, jedenfalls anders als die Sprache der hierzulande tätigen Schreiber, denen man es dann übelnimmt, wenn sie ungewöhnlich schreiben. Es ist eben alles fein säuberlich aufgeteilt wie in den Schrebergärten.
am 26. Februar 2014 um 09:56 Uhr.
Hallo Manni,
zu Indien fällt mir der Film Best Exotic Marigold Hotel ein, den wir vor kurzem gesehen haben – vielleicht ist das eher was für dich… Uns hat er sehr gut gefallen 🙂
liebe Grüße von Renate
am 3. März 2014 um 17:29 Uhr.
zum Marigold Hotel:
am Ende wird alles gut, und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende!