Nashorn im Galopp
Da liefen kürzlich in einem Nachbarort (Buggingen) Augenblicke, und das waren 10 neuere deutsche Kurzfilme (auch ein Schweizer war dabei). Später erst las ich, dass die Auswahl vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz kam, was man den Filmen aber zum Glück nicht ansah. Ich behandle meinen eindeutigen Favoriten: Nashorn im Galopp.
Nashorn im Galopp ist ein 15-minütiger Film von Erik Schmitt. »Mit einem Kopf voller voller Fragen und Bilder zieht Bruno (Tino Mewes) durch die Straßen von Berlin.« Eine Hand baut Hochhäuser aus Papier auf, zieht sie wieder weg, der genius loci wird zitiert, der Geist des Ortes, was ist eine Stadt, wo bin ich, was will ich hier? Da jagen sich die Bildeinfälle mit gimmicks und Animationen, zieht einen rein, und mitten drin Bruno, blass und großäugig, wie ich mit 18 ausgesehen haben könnte, hilflos und ratlos, umherirrend, fotografierend, posierend.
Eine Kneipe in Berlin, am SpreeuferDer Film wird dann zur Geschichte, als ein Mädchen (Marleen Lohse) vorbeikommt mit einem Schild mit Pfeil, auf dem steht I Am Here. Bruno verfolgt sie, die beiden machen zusammen viel Blödsinn, und das ist einfach turbulent und filmisch, ohne viel Diskurs und Gejammer. Bruno verliebt sich, kriegt aber den Mund nicht auf (war immer auch mein Problem; darum mochte ich auch den Film, weil ich mich irgendwie porträtiert fand, und es wird vielen so gehen).
Das Mädchen war schon in vielen Städten und muss wieder weg, ihr Vater ist bei der Botschaft, die Trennung naht, Bruno ist eifersüchtig und sagt was Blödes, und dann spielt er ihr einen Film vor, und sie ist wieder versöhnt. Es ist Großstadtpoesie mit wilden Einfällen und großem Getue, aber in jeder Phase überzeugend und in allen Details liebevoll ausgearbeitet.
Erik Schmitt ist 1980 in Mainz geboren, ein junger Mann, der sich mit diesem Film auslebte und alles aus dem Medium Kurzfilm herausholt. Es gibt sie also noch, die Anarchie und die Bildgewalt, von der schon Spurenelemente den öden abendfüllenden Filmen so gut täten. Morgen kommt mein Beitrag über Buñuel, der genauso wie Fellini Neues in den Film brachte. Diese Regisseure schienen immer jung und aggressiv; das Altgewohnte muss immer bekämpft werden, und anfangen kann man ja mit einem 15 Minuten langen Film.
am 21. Februar 2014 um 07:43 Uhr.
.. das Altgewohnte muss immer bekämpft werden, … na das wollen wir uns einmal merken!