Commerzbank-Arena, 17.30 Uhr
Jedes Spiel des SC Freiburg ist nun ein »Schicksalsspiel«, huhu. Heute am frühen Abend geht es gegen die Eintracht Frankfurt, in der Commerzbank-Arena. Sie hieß früher Waldstadion, Leute, weil’s praktisch im Wald liegt, und ums Eck ist die Otto-Fleck-Schneise, wo der DFB residiert. Heute: die Namen der Stadien.
In dem alten Waldstadion habe ich einmal eine deprimierende 0:1-Niederlage der Eintracht miterlebt, die den Abstieg in die zweite Liga zur Folge hatte. Jahrzehnte spielten sich im Waldstadion große Partien ab. Dann kommt die Bank mit dem großen Turm daher, und das Stadion heißt Commerzbank-Arena. Wir wissen auch so, worum’s geht im Profifußball. Aber so ist es klarer. Das ist das einzig Gute.
Die neuen Namen der Stadien zeigen uns, in welcher Welt wir hier leben: in einer Welt ohne Natur und ohne Geschichte, in einer Welt des großen Geldes, das Münzen und Namen prägen kann. Wer etwas benennen kann, hat die Macht. Hätten die Leute nicht Geld und Angst darum sowie um ihre Existenz, weil kein Gott ist, hätten Banken und Versicherungen nicht so viel Geld. Würde Fußball nicht so viel Geld einspielen, würden sich diese Unternehmen nicht im Fußball engagieren.
Aus dem Dreisam-Stadion (Dreisam ist das Flüsschen, das hinter ihm vorbeifließt) wurde das Mage-Solar-Stadion, aus der Glückauf-Kampfbahn (»Glückauf« war das, was sich die Bergleute zuriefen, bevor sie in die Grube fuhren) wurde die Veltins-Arena (Bier), aus dem Volksparkstadion die Imtech-Arena und aus dem Westfalenstadion der Signal-Iduna-Park. Aus den Stadien sind also Arenen und Parks geworden. Sie klingen alle abstrakt und unwirklich.
Die Technokraten und Funktionalisten haben uns den Fußball aus der Hand genommen. Mit Rührung denkt man zurück an die Fußball-Bundesliga der 1960-er und 1970-er Jahre, und man muss immer wieder Ror Wolf lesen (»Das nächste Spiel ist immer das schwerste«), um ermessen zu können, was verlorengegangen ist. Freilich, die ARD-Sportschau liefert immer noch Berichte ab, die Leidenschaft vermitteln. Bayern-Trainer Pep Guardiola fiel vor ein paar Tagen nur ein, das Beste wäre, wenn die Mannschaft für Uli gewinne. Das sind Parolen von früher, die auf die Situation passen wie die Faust aufs Auge.
Das Leidenschaft-Vermitteln der Medien ist eingespielte Routine, und dem gegenüber stehen politisch klingende, vorsichtige Aussagen von Trainern und Funktionären, weil ja alles so gewichtig geworden ist und es um so viel Geld geht (wie viel, zeigt der Fall Hoeness). Den wahren Fußball gibt es nicht mehr, das Geld hat ihn gefressen; es gibt ihn vielleicht in den untersten Klassen noch, wo nur der Sport zählt. Läuft ja alles rund, auf hoher Drehzahl. Oder? Aber es ist nicht schön, nicht echt. Alles ist nun Ware, und das Wahre ist im Exil.
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Und dann ging der SC um 19.15 Uhr als Sieger im früheren Waldstadion vom Platz. 4:1! Beim Training vier Tage zuvor hatten die Burschen auch locker und optimistisch gewirkt, irgendwie anders als eine Woche davor (dem die Niederlage gegen Dortmund folgte). Jetzt keimt wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt auf!
am 17. März 2014 um 09:03 Uhr.
Du scheinst Fußballern Glück zu bringen. Ich habe die Zusammenfassung im Fernsehen gesehen. Das 4:1 für Freiburg war im Grunde ein Witz. Frankfurt hatte Torchancen für mehrere Spiele. Wenn das so weiter geht, ist Freiburg gerettet. So einen manipogo würde man sich in Hamburg und Braunschweig wünschen.