Alejandra Pizarnik
Es gibt eine reichhaltige Seite mit Werken spanischsprachiger Lyriker beiden Geschlechts, und da schaute ich herum. Wusste nicht, was sich suchte, fand eine Frau mit kurzen, hoch tragischen Gedichten, las über ihr Leben, und hier ist sie: Alejandra Pizarnik. Heute vor 78 Jahren geboren, aber schon mit 36 abgegangen, ungeplant.
Alejandra wurde als Flora Pizarnik bei Buenos Aires geboren als Kind russischer Juden, die sich in Argentinien niedergelassen hatte. Flora hatte Asthma, Akne und Gewichtsprobleme, nahm Drogen, nahm immer Drogen, studierte Philosophie, Literatur und Journalismus, mochte den Surrealismus und das Unterbewusste. Auch die freie Liebe gefiel ihr, was im machohaften Argentinien der 1950-er Jahre unerhört war. 1960 bis 1964 lebte sie in Paris und sich richtig aus: Wahnsinn und der Tod faszinierten sie. Zurückgekehrt nach Buenos Aires, erlebte sie den Erfolg ihres Gedichtbands Los trabajos y las noches, ihr Vater starb, und 1970 und 1971 war sie lange in Kliniken. Am 25. September 1972 starb sie an Schlafmitteln, die sie anscheinend immer exzessiv einnahm, um schlafen zu können; man hat sie später die »Tochter der Schlaflosigkeit« genannt, weil sie immer nachts arbeitete.
El miedo
En el eco de mis muertes
aún hay miedo.
¿Sabes tu del miedo ?
Sé del miedo quando digo mi nombre.
Es el miedo,
el miedo con sombrero negro
escondiendo ratas en mi sangre,
o el miedo con labios muertos
bebiendo mis deseos.
Sí. En el eco de mis muertos
aún hay miedo.
Die Angst
Im Echo meiner Tode
gibt es trotzdem diese Angst.
Kennst du die Angst?
Ich kenne die Angst, wenn ich meinen Namen sage.
Es ist die Angst,
die Angst mit ihrem schwarzen Sombrero,
die Ratten in meinem Blut versteckt,
oder die Angst mit toten Lippen,
die meine Wünsche trinkt.
Ja. Im Echo meiner Tode,
gibt es trotzdem diese Angst.
El Carencia
Yo no sé de pájaros,
no conozco la historia del fuego.
Pero creo que mi soledad debería tener alas.
Der Mangel
Ich verstehe mich nicht auf Vögel,
kenne nicht die Geschichte des Feuers.
Aber ich denke, dass meine Einsamkeit Flügel haben sollte.
Los Trabajos y las noches
para reconocer en la sed mi emblema
para significar el único sueño
para no sustentarme nunca de nuevo en el amor
he sido toda ofrenda
un puro errar
de loba en el bosque
en la noche de los cuerpos
para decir la palabra inocente
Die Werke und die Nächte
Damit ich im Durst mein Sinnbild erkenne,
damit es den einzigen Traum bedeute,
damit nichts Neues in der Liebe mich stütze,
bin ich ganz Opfer gewesen,
das reine Herumirren
einer Wölfin im Wald
in der Nacht der Körper,
damit ich das unschuldige Wort spräche.