Fabián Casas
Morgen ist das Endspiel gegen Argentinien. Auf einem Stapel hier lag der Band mitten in der nacht, eine Sammlung mit Gedichten des Argentiniers Fabián Casas, erschienen 2009 im Christian Lux Verlag (Wiesbaden). Zwei Gedichten passen zum Finale, aber auch die anderen Gedichte gefallen mir, wegen ihrer Lakonie, die an Günter Eich denken lässt.
Apuntes para una posible poética
El salvaje persigue al ciervo durante días y noches.
Sin comer, sin dormir.
No se la acerca demasiado ni intenta lastimarlo.
Sólo lleva un pequeño moral y un cuchillo.
Pero el ciervo siente que en esa insistencia
está concentrado su destino.
Entonces cede a la tension y se desploma.
El salvaje le reza al espíritu animal
y le agradece la buena voluntad.
Después saca el cuchillo y se lo come.
Una costumbre Africana
que en mi barrio se llama
ganar por cansancio.
Aufzeichungen für eine mögliche Poetik
(übersetzt von Timo Berger)
Der Wilde verfolgt den Hirsch mehrere Tage und Nächtge.
Ohne Essen, ohne Schlaf.
Er kommt ihm nie besonders nah, versucht nicht, ihn zu verletzen.
Er trägt nur einen kleinen Beutel und ein Messer.
Ab er der Hirsch spürt, dass sich in dieser Beharrlichkeit
sein Schicksal verdichtet.
Dann gibt er der Anspannung nach und stürzt.
Der Wilde betet zum Geist des Tieres
und dankt ihm für dessen guten Willen.
Er zieht das Messer und isst.
Eine afrikanische Sitte,
die in meinem Viertel wie folgt heißt:
durch die Erschöpfung des Gegners gewinnen.
Cancha Rayada
Caminamos, con mi viejo, por la playa de estacionamiento.
Es un día de calor sofocante
y en el asfalto recalentado
vemos la sombra de un pájaro negro
que vuela en círculos,
como satellite de nuestra desgracia.
Una multitud victoriosa, a nuestras espaldas,
ruge todavía en la canche.
Acabamos de perder el campeonato.
La cabina del auto es un horno a leña;
los asientos queman y el sol que pega
en el vidrio, enceguece.
Pero no importa. como dos bonzos
dispuestos a inmolarse,
nos sentamos y enciendo el motor:
Fabián Casas y su padre
van en coche al muere.
Cancha Rayada
(übersetzt von Timo Berger)
Ich gehe mit meinem Alten über den Parkplatz.
Die Hitze drückt auf den Tag
und auf dem glühenden Asphalt
sehen wir den Schatten eines schwarzen Vogels,
der über uns kreist
wie der Satellit unseres Unglücks.
Die triumphierende Menge hinter uns
kreischt noch immer im Stadion.
Wir haben gerade die Meisterschaft verloren.
Der Innenraum des Autos ist ein Backofen.
Die Sitze, brennend heiß, und die Sonne,
die über den Scheiben steht, macht blind.
Bereit, uns dennoch aufzuopfern
wie zwei lebende Fackeln,
steigen wir ein, ich starte den Motor:
Fabián Casas und sein Vater
suchen im Auto den Tod.