Ein Kriminalroman

Meine Güte, wieder ein Kriminalroman! Heute wird der meine ausgeliefert, Tod am Tiber, und ich sollte mich schämen. Tu ich aber nicht, es ist ein ernsthaftes Buch und vielleicht ja der literarische Krimi, den Thomas Wörtche immer angemahnt hat.

Freilich, damals Ende 2001, als ich den ersten Satz schrieb, war ein Krimi noch was. Doch die Mechanismen der Konsumkultur haben ihn vermasst und damit ruiniert, nun ist er Dutzendware und entweder übertrieben brutal oder skurril, was ein Euphemismus ist. Viele sind bloß komödiantisch, und manchmal reicht es, den Namen des Kommissars zu lesen. Erst einmal ganz groß der Umschlag.

 

 

Aber warum wieder über den Krimi jammern und schimpfen? Schreiben wir über dieses Buch. Oben sehen wir eine Version meines Rudirads, das mit mir in Rom war: Der Held heißt Rudi, nach meinem Großvater. (Ach ja, so heiße ich ja auch: Manfred Rudolf Maximilian Poser steht im Pass.)

Viele haben sicher gedacht: Schreiben wir ein paar fetzige, lustige Krimis, die machen uns reich und berühmt. Das hat für erstaunlich viele Autoren geklappt. Ich wollte keinen Krimi schreiben, aber dann erlebte ich in Rom etwas (es ist das, was auf Seite 1 steht), das mich bewegte und mein Gehirn in Gang setzte. Die erste Version war im Jahr 2004 fertig, aber überzeugend las sich das nicht – und mein Lektor sagte frisch und frech: ›Schreib doch ein Buch darüber, was davor geschehen ist!‹ Das machte ich in zwei Monaten, und das wurde zu Mörderisches Rom (leider ließ ich mich zu dem Titel überreden; das war blöd).

Ich weiß nicht, wie oft ich es überarbeitet habe. Jahrelang. 2007 erschien der Roman (MR), der aber bald danach verramscht wurde. Es würde keine Fortsetzung geben, und komischerweise glaubte ich, das kein Verlag sich das anschauen würde. Ich erstellte ein paar Privatdrucke für enge Freunde (3 Versionen auch mit Aquarellen). Einmal sagte Tina Stadlmayer, die Hamburg als Journalistin lebte: »Hey, ich finde Rudi toll. Ich such dir einen Verlag.« Und sie fand einen: Edition Nautilus (Ewige Dankbarkeit!). Erster Kontakt September 2012, Erscheinen des Buchs: jetzt, 13 Jahre nach meinen ersten Sätzen in Rom. Vor über einem Jahr ist leider der Verleger Lutz Schulenburg gestorben.

Die Arbeit daran war hart, weil man bei genauem Hinsehen sieht, was alles man  nicht gesehen hat. Viele Irrtümer! Viele Stellen mussten gestrichen und gekürzt werden. Dann schaute ich mir in Rom nochmals alle Schauplätze an (die sich in den 10 Jahren seither verändert hatten) und baute neue Szenen ein und schrieb einen hoffnungsvolleren Schluss.

Es ist nur am Rande ein Krimi. Eher ist es ein existenzialistisches Buch, ein reigiöses Buch, ein Märchenbuch. Ein gutes Buch ist alles und sagt uns etwas über den Menschen auf dieser Welt. Wenn es ein Endgericht gäbe, würde der große ägyptische Schreiber Thoth mich fragend ansehen, und ich würde ganz bescheiden mein Buch auf die Schale legen, worauf er ausriefe: Du hast das geschrieben? Willkommen im Klub! Du hast all inclusive. In alle Ewigkeit.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.