O Captain, my Captain!

Beim Nachlesen der Handlung vom Club der toten Dichter fiel mir die Schlussszene wieder ein: Wie die Jugendlichen dem Lehrer John Keating eine stehende Ovation darbieten und O Captain, my Captain! rufen. Das rufen wir nun auch Robin Williams nach, der den Lehrer in dem Film von 1989 spielte und vorgestern anscheinend aus dem Leben geschieden ist.

In dem Film wird auch aus Shakespeares Sommernachtstraum zitiert, und hieraus die letzte Passage, in der sich Puck als kleiner Magier, der die Handlung mit seinem Zauber leitet, ans Publikum wendet: Wenn dieses sich angegriffen oder gelangweilt fühlte, werde man Genugtuung leisten: Give me your hands, if we be friends / And Robin shall restore amends. Der bezaubernde Puck in dem Stück von 1595 heißt nämlich bürgerlich Robin Goodfellow, der »gute Junge«. Robin Williams war so ein Magier und Clown, leider auch ein trauriger.

Ein Interview mit einer Journalistin des Guardian vor vier Jahren las sich schon schlimm. Sadness habe Williams ausgestrahlt, unverständliche Worte genuschelt und von seiner Lebensangst gesprochen, einer Grundangst, die ein normaler Mensch sich vermutlich nicht vorstellen kann.

Erst vor ein paar Tagen hatte ich mich über Robin Williams‘ Leben informiert. In einem Buch wurde der Film What Dreams May Come erwähnt (Hinter dem Horizont), in dem er 1998 mitspielte, und ich brauchte den Tipp, denn es ist ein Jenseitsfilm. Der Arzt Chris Nielsen lernt eine Künstlerin kennen, das Paar bekommt zwei Kinder, die jedoch an einem Autounfall sterben … und der Vater auch. Er (Williams) tut sich im Jenseits um, das aussieht wie ein Landschaftsbild seiner ehemaligen Frau, die sich dann droben im Leben das Leben nimmt.

Deshalb muss sie in eine Art Unterwelt, in der Chris sie endlich wiederfindet, und die beide Kinder kommen auch hinzu. Und weil das alles so lustig war (und ein oprtimistischer Schluss her muss), beschließt die Familie, gleich wieder auf die Welt zu kommen, aber besser aufzupassen. Der Film kostete 85 Millionen Dollar und spielte 60 wieder ein, und das ist fast überraschend.

Ob der Selbstmörder in eine Unterwelt kommt, ist nicht sicher. Nur eins ist sicher: Er hat sich durch seine Tat nicht befreit. Er wacht wieder auf und ist natürlich derselbe traurige Mensch wie früher, und da die Welt nach dem Tod eine geistige Welt ist, gestaltet er seine Umgebung (unbewusst) selbst, und da wird es wohl neblig und baumlos oder wüstenartig aussehen.

Aber jeder wird errettet, meint der christliche Universalismus, und das meine ich auch. Es gibt viele gute Seelen, die begierig sind zu helfen, und wovor sollte Robin Williams dann noch Angst haben? Man wird ihm Leute zeigen, die er mit seinen Filmen glücklich gemacht hat, und dann wird er eine Clownsnase aufsetzen wie in Patch Adams und die Jenseits-Kompanie fröhlich begrüßen wie in Good Morning Vietnam.

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