Jazz in Landsberg. Nach Manu Katché und Ronin trat im September das Johannes Enders Quartett auf und eröffnete damit seine Tournee mit zehn Terminen, die heute abend in Köln endet. Das Foyer des Stadttheaters war nahezu ausverkauft; aber nach der Pause blieben einige Stühle leer.

Kann man ja verstehen, denn das Quartett spielte Bebop, wenn man das sagen kann (ich kannte mich mal gut aus im Jazz, vor einem Vierteljahrhundert): Das Saxofon gibt den Ton an, und dahinter und darunter räubern die Begleiter, also Schlagzeug, Bass und Piano; wenn das Saxofon schweigt, musizieren virtuos und schnell die anderen drei, und das ist natürlich nicht melodisch, sondern rhythmisch und fiebernd, und man muss mit dem eigenen Körper mitgehen, um Spaß daran zu haben: Es ist wie ein schnelle Fahrt auf dem Rad den Berg hinab, pure Dynamik.

Die Zuschauer wollen vielleicht lieber lyrischen Jazz mit schönen Melodien, aber das Bebop-Schema will Soli, erneuten Zusammenschluss, das Hintergrundgewitter des Schlagzeugs (hervorragend: Nasheet Waits aus New York) und hohes Tempo. Es sind zwar Kompositionen, die aber durch Improvisationen gefüllt werden, und wenn man bedenkt, dass die Vier anreisten und höchstens nach einer kleinen Probe ins Konzert gingen, bekommt man Hochachtung: Das sind Profis.

Ich hatte beim Zuhören einen Einfall: Man müsste für Radfahrer einen Ganzkörperanzug entwickeln, der mit einem Kabel mit dem Rad verbunden wäre. Bei einem Sturz löste sich das Kabel, und der anzug müsste sich blitzschnell aufblasen wie ein Airbag, zehn Zentimeter dick, und schwere Verletzungen könnten vermieden werden. Aber vermutlich wird solch ein Anzug nie entwickelt; er würde dem Fahrradfahrer sein Freiheitsgefühl nehmen, doch andererseits sollte er immer wissen, dass er in Gefahr schwebt. Derartige Einfälle kommen einem, und bei mir wars beim Jazz.

Dieser Eintrag wurde am Sonntag, den 28. September 2014 um 01:03 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Musik zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.