Gekaufte Journalisten

Das Buch Gekaufte Journalisten von Udo Ulfkotte hat gut eingeschlagen. Es lag zuletzt bei amazon auf Platz 15 der meistverkauften Bücher, und was soll ich dazu sagen, dessen Roman etwa auf Platz 1,289.000 liegt? Dabei ist Ulfkottes Buch bei einem unbekannten Verlag erschienen. Aber das Thema reizt.

Es lag bei Rolf Hannes auf dem Tisch, und da er am Ausdrucken von Beiträgen seines nun abgeschlossenen Literatur-Wettbewerbs war, hatte ich Zeit und blätterte in dem Buch herum – und so ausgiebig, dass ich sagen möchte: Ich habe es gelesen. Und da ich ja auch mal (dpa-)Journalist war und immer noch ein Diplom-Journalist (der Ludwigs-Maximilians-Universität in München) bin, hat’s mich natürlich brennend interessiert. Nun versuche ich, zu einem abgewogenen Urteil zu kommen.

Ich hatte ja auch ein paar Einladungen: einmal von einer kanadischen Regionalregierung nach Toronto, dann von Plattenfirmen nach Nottingham (Fleetwood Mac), Montreux (Deep Purple) und Südengland (Kate Bush). Zu letzterem Termin wurde ich am Flughafen Heathrow sogar von einem Rolls mit Fahrer abgeholt und wurde – in Jeans-Kluft – hinten auf den Ledersitzen zum Hotel gefahren.

Natürlich hatten die Firmen ein Interesse daran, dass über ihre Künstler berichtet würde; und man hat das auch brav getan. So ist das Geschäft, und ein bißchen Schönes will man ja auch erleben, oder? Mit dem Bassisten von Deep Purple an der Hotelbar stehen, Christine McVie die Hand geben, der Sängerin von Fleetwood Mac, und Kate Bush am Tisch sitzen haben (neben 2 Kollegen, und ich stellte aus Schüchternheit keine einzige Frage).

Ulfkotte war 17 Jahre in der Redaktion der Frankfurter Allgemeine Zeitung, und er fing dort 1986 an (ich Ende 1985 bei dpa). 17 Jahre blieb er, war Geheimdienstexperte und gehörte vermutlich zur Politik-Redaktion. Diese Interna aus der Redaktion sind ja nett (damals wurde ja noch viel gesoffen, auch bei dpa; von einem Kollegen, der am Slot saß, hieß es, er habe letzte Nacht 17 Pils getrunken, in Hamburg gab es auch keine Sperrstunde), das liest man gern.

Dass Reisen wie in das Sultanat Oman bezahlt werden (wie Ulfkotte anprangert), ist so üblich, diese ganze Reisejournalisten-Branche war ja schon immer korrupt. Dass Bücher daliegen, die man rezensieren und dann behalten darf – das war bei dpa auch so. Aber sonst ist der Autor eher elitär tätig: Es geht nur um die »Bonzen« des Journalismus, die »Granden« von ARD, ZDF, Süddeutsche und FAZ und ihre Nähe zu den USA und zur Bundesregierung. Das ist auch nicht unbedingt neu. Es wird jedoch ein journalistisches Kartell suggeriert, das uns den Euro und die Liebe zur USA verkaufen möchte, doch so eindeutig ist es vermutlich nicht.

Udo Ulfkotte hat ja schon 2001 das Buch So lügen Journalisten vorgelegt. Nun hat er sich eben aus seinem Fundus bedient und das Thema neu aufgewärmt. Man fühlt sich ein wenig unbehaglich dabei, wenn die »Bilderberger« genannt werden oder wenn es um eine nicht sehr bekannte Atlantische Achse geht, zu der viele Top-Journalisten angeblich gehören … denn die Bilderberger werden oft von Verschwörungstheoretikern genannt und tauchen immer in dubiosen Publikationen wie raum & zeit auf.

Eine mysteriöse Zeitschrift

Der Kopp-Verlag aus Rottenburg nennt auf seiner Homepage gerade die Verschwörungstheoretiker als positive Kraft, es geht um den Sieg der Dummheit in der Ukraine und auch andere knallige Behauptungen zur Politik werden aufgestellt. Es ist ein Umfeld, das nicht gerade vertrauenerweckend wirkt. Viel Lärm um nichts. Wen interessieren schon die Fernsehnachrichten und die Überschriften der großen Zeitungen? Nie gab es so viel Meinungsvielfalt wie heute, auch wenn die Lage sehr unübersichtlich ist. Die Zeit, als man den Manipulatoren hilflos ausgeliefert war, ist vorbei.

Wie immer siegt der Sensationalismus. Die Basis des Journalismus hat es schwer und kämpft ums Überleben. Der Journalist hat sein Informations-Monopol eingebüßt und versucht, einen Platz in der Medienwelt zu finden und dafür bezahlt zu werden. Die Kommerzwelt und das Spardiktat zerfressen den Journalismus. Aber davon und den armen Journalisten in der zweiten Reihe redet keiner.

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