Schöne Nutzlosigkeit

Kürzlich fuhr ich mit dem Rad über die Stefan-Meier-Straße in Freiburg, und was sah ich? Leuchtende Farben! Eine Freude war das. Man sollte öfter nachts herumfahren. Die strahlenden Kuben stehen vor einem Fakultätsgebäude der Universität.  

Man muss dahinter keine Symbolik sehen, die Objekte erfüllen keinen Zweck, darüber sind wir uns einig. Aber sie sind schön, erfreuen das Auge, machen gute Laune. Auch hier folgt nach der alten Regel die Form der Funktion, aber diese ist es einfach, einen sympathischen Akzent in eine sonst öde Straße zu setzen.  

Da sieht man es wieder: Gerade das Ornament, die Verzierung, die schöne Nutzlosigkeit sind gegen jede Vernunft immun und behaupten sich dennoch spielend gegen alles, was angeblich sein muss. Wenn sie einmal da sind und auf Beifall stoßen, sind sie zum Eckstein geworden. 

Aus St. Gallen gibt es seit sieben Jahren die »Stadtlounge«, erdacht und realisiert von der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist und dem Architekten Carlos Martinez. Hätte man den St. Gallern nicht zugetraut! Da wird es viele Widerstände gegeben haben, aber jetzt wird die Lounge stolz gezeigt.

Die Kathedralen, auf die auch alle stolz sind, können einem heute übertrieben vorkommen. Ein Höchstes Wesen, schön und gut, aber dafür in Jahrzehnten himmelfahrende, riesengroß im Zentrum thronende Gebäude erstellen, — was für ein irrer Luxus. Aber darüber denkt niemand mehr nach, sie gehören unserer Welt an und zieren sie.         

 

 

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