Die Tür in der Wand (2)

Ich mag diese Türen-Geschichte von H. G. Wells, denn sie erinnert mich an Harry Potter, der auf dem Bahnhof in London durch die Wand geht und dann nach Hogwarts reist sowie an Alice, die durch einen alten Schrank ins Traumland gerät. Nicht zu vergessen A Stop at Willoughby

Diese Geschichte war eine Episode der Serie Twilight Zone (deutsch: Geschichten, die nicht zu erklären sind) und wurde 1960 ausgestrahlt. Die Handlung steht in einer Kurzfassung auf Seite 6 meines Romans Tod am Tiber und hier, leider nur auf Englisch. (Illustration: Szenenbild aus dem Film)

The Door in the Wall: Der Politiker Lionel Wallace schildert dem Erzähler der Geschichte, er habe schon als Fünfjähriger eine grüne Tür erspäht, sei durch sie gegangen, und er habe eine Welt vorgefunden mit »wärmeren, mehr durchdringenderem und weicherem Licht, mit einer blassen, klaren Freude in der Luft und verstreuten sonnenberührten Wolken in der Bläue ihres Himmels«. Da waren zwei freundliche Panther und ein junges Mädchen, das ihn bei der Hand nahm, und es war, »als ob sie ihn zu Hause willkommen hießen«.

Am Ammersee. Bild: Helmut Krämer

Er erzählte es anderen, bereute es, konnte die Tür nicht mehr finden, wurde verprügelt. Dann vergingen wieder ein paar Jahre, Wallace sah die Tür wieder, zögerte aber, einzutreten. Immer wieder träumte er von der Tür, der grünen, und von jenem unbeschreiblichen überirdischen Licht der Unwirklichkeit«. Dann wieder und wieder kommt er zufällig an der Tür vorbei, aber er tritt nicht ein, denn er hat ein date oder eine berufliche Verabredung, das Leben ist wichtiger. Wallace wehrt sich gegen die Verlockung, den Weg in die schöne Welt zu gehen, sich aus dem Staub zu machen.

Das US-Medium Sylvia Browne schreibt in ihrem Buch Einsichten, für jeden Menschen gäbe es im Leben fünf »Ausstiegspunkte«, an denen die Seele entscheiden könnte, ihre Mission für beendet zu erklären; wenn jemand einen Unfall knapp überlebt, hat sie sich fürs Weitermachen entschieden.

Irgendwann aber, als der Erzähler Lionel Wallace längst aus den Augen verloren hat (er ist kurz davor, Minister zu werden, hört man), kommt es zur Lösung. Dessen  Sehnsucht war anscheinend zu stark geworden, Wallace war ganze Nächte herumgelaufen auf der Suche nach der Tür, und man findet ihn in einem Londoner Außenbezirk tot an einem Hang, anscheinend von einer Tür in die Irre geführt.

Wells überlegt: »Doch hat sie ihn wirklich in die Irre geführt? … In unserem alltäglichen Denken ging er aus der Sicherheit hinüber in die Dunkelheit, in Gefahr und Tod. Aber hat er das auch so gesehen?«

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