Das Museum der armen Seelen im Fegefeuer
Die römische Konferenz fand in einem V0rtragssal der Via Pietro Cossa statt, ein paar Fußminuten von der Engelsburg entfernt. Ähnlich kurz dauert es, zum Tiber zu gehen und dann rechts in die Kirche Sacro Cuore del Suffragio, Lungotevere Prati 12. Darin gibt es das kuriose Museum zu sehen, dessen Name in der Überschrift steht.
Ich habe das noch zu Hause geschrieben, weil ich ein Flugblatt mit den Exponaten fand und annehme, das sich daran nichts geändert hat; wir sind ja in Rom, der Ewigen Stadt. Das Museum ist nach Informationen aus meinem Führer von 2000 (das damalige Heilige Jahr) von 7 bis 11 Uhr und von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Die interessantesten Exponate des Piccolo Museo del Purgatorio (wie es auch heißt), des kleinen Fegefeuer-Museums:
Der Abdruck von drei Fingern der am 28. Dezember verstorbenen Schwester Palmira Rastelli auf dem Gebetbuch der Schwester Maria Zaganti aus einer Pfarrei bei Rimini, hinterlassen am Sonntag, 5. März 1871, womit Palmira ihren Bruder don Sante Rastelli um eine Messe für ihren Seelenfrieden bat.
Der Abdruck der fünf Finger der Hand von Luisa Le Sénéchal, geboren in Chanvrières und gestorben am 7. Mai 1875, hinterlassen und eingebrannt auf ihrem Nachtgewand 1875 bei einem »Besuch« im Haus ihres Witwers Luigi. Damit wollte sie der Tochter ein deutliches Zeichen hinterlassen, damit diese für sie eine Messe lesen ließe.
Der »Feuerabdruck« eines Fingers der frommen Schwester Maria di san Luigi Gonzago auf einem Kissenbezug von Schwester Margherita di Sacro Cuore, der sie zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen dem 5. und 6. Juni 1894 erschienen war. Die Schwester erschien Margherita in Weiß, begleitet von Schatten, und war deutlich erkennbar. Sie teilte mit, sie sei im Fegefeuer, um ihre Ungeduld vor Gott zu sühnen (Sie hatte sich, seit zwei Jahren an Tuberkulose leidend, den Tod gewünscht.).
Sie bat um Gebete der Zustimmung (suffragio) und auch, Margherita möge ihre Erscheinung vor allen beglaubigen. Sie legte ihren Finger auf den Kissenbezug und verschwand. Zwischen dem 20. und 25. Juni tauchte sie erneut auf, dankte und gab der Gemeinde spirituelle Ratschläge, bevor sie »in den Himmel aufstieg«, wie es in dem Faltblatt heißt.
Nonnen in Rom (2000)Vier Fingerabdrücke des verstorbenen Pater Panzani, eines Abts von Mantova, hinterlassen am 1. November 1731. Gezeichnet wurden ein Holztisch sowie eine Tunika und ein Hemd der »verehrungswürdigen« Mutter Isabella Fornari, Äbtissin des Klosters von San Francesco in Todi (Umbrien). Überliefert hat dies Pater Isidoro Gazala, der Beichtvater von Mutter Isabella, die er anwies, die Stücke aus Tunika und Hemd zu schneiden, damit sei aufbewahrt werden könnten.
Fingerabdruck der Schwägerin von Margherita Demmerlé aus Ellinghen bei Metz (Nordostfrankreich) auf einem Buch Margheritas. Die Schwägerin, die von 1785 bis 1815 gelebt hatte und bei einer Entbindung gestorben war, erschien 30 Jahre nach ihrem Tod in der Tracht einer Bäuerin und sah ihre Verwandte traurig an. Später sagte sie, diese möge eine Wallfahrt zu einer heiiligen Stätte unternehmen und zwei Messen für sie angeben. Sie hinterließ das Zeichen und erschien nicht mehr.
Feuerabdruck der fünf Fingerspitzen von Giuseppe Schitz auf einem Gebetbuch in deutscher Sprache seines Bruders Giorgio. Dies ereignete sich am 21. Dezember 1838 in Scarralbe in der Lorraine (Frankreich). Der Verstorbene bat um Gebete, um seine geringe Mildtätigkeit zu Lebzeiten zu sühnen.
Die Fotokopie einer 10-Lire-Banknote, die zu den 30 gehörte, die ein verstorbener Priester zwischen dem 18. August und dem 9. November 1919 in der Abtei von San Leonardo di Montefalco produzierte. Er bat damit darum, Messen für ihn anzugeben. (Originale der Banknote in der dortigen Abtei.)
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Das Fegefeuer oder Purgatorium wurde von dem Kirchengelehrten Thomas von Aquin (1225-1274) genau geschildert. Danach, zwischen 1170 und 1200, wurde es Allgemeingut, wie Jacques Le Goff in seinem Buch Die Geburt des Fegefeuers (1984) schildert. Dante Alighieri, der um 1300 seine Göttliche Komödie schrieb, unterteilte sein Werk in Hölle, Fegefeuer und Paradies.
So wie zwischen Himmel und Hölle erst im Mittelalter im Katholizismus ein dritter Ort für die Buße entstand, trat auch der Heilige Geist — theologisch gesprochen — zu Vater und Sohn hinzu und komplettierte die Trinität. Auch der Heilige Geist wurde erst spät von der Gemeinde akzeptiert; 1274 nennt ihn ein Gelehrter in einem Glaubensbekenntnis den »vollständigen, vollkommenen und wahren Gott«.
Später fand ich eine Fingerabdruck-Geschichte, die den oben erwähnten gleicht, in dem Buch The Celtic Twilight, in dem William Butler Yeats (1865–1939) Geschichten aus Irland versammelte. Mrs Montgomery wurde von ihrem Mann Jim dauernd geschlagen. Sie starb, und ihre Kinder wurden ins Arbeitshaus gesteckt. Die Nachbarin Mrs Kelly traf ihren Geist zwei Mal, und beim dritten Treffen bat dieser (Mrs M) darum, die Kinder aus dem Arbeitshaus zu holen und drei Messen für sie lesen.
Sie legte ihr drei Finger auf das Handgelenk, und die Stellen schwollen an und wurden schwarz. Dies überzeugte ihren Witwer, und er befreite die Kinder. Der Priester las die Messen, und Mrs Montgomery hatte ihren Frieden gefunden. Sie kam nie wieder.