13. Oktober 1307

Der 13. Oktober war ein Freitag, als mir meine Lebensgefährtin mitteilte, es gebe da einen anderen in ihrem Leben, der ihr neuer Gefährte werden solle.  Die Karte Nummer 13 im Tarot ist »Der Tod« und steht für Untergang und Neubeginn. Fast 700 Jahre davor hatten wir auch einen »schwarzen Freitag«: Am 13. Oktober 1307 wurden in einer Kommandoaktion in Frankreich 700 Templer festgenommen. Es war der Anfang vom Ende für den Orden.    

Die Templer spielten ja in Sakrileg, dem 50 Millionen Mal verkauften Bestseller von Dan Brown (2003 als The Da Vinci Code), eine wichtige Rolle. Da war alles gut durcheinandergeschüttelt (nicht gerührt), was die Leute interessiert: der Heilige Gral, Jesus, Maria, ein neuer Orden, viel Geld.   

Der Templerorden war um 1120 gegründet worden, um die Funktion des Ritters mit der des Mönchs zu verbinden, was im japanischen Samurai bereits zur Vollendung gekommen war. 72 Regeln mussten befolgt werden (die 73. hieß vermutlich: Trainiere dein Gedächtnis). Fast 200 Jahre später war der Orden zu Geld gekommen und hatte ein großes Heer. Der französische König Philip IV. war bei den Templern verschuldet und musste sie fürchten. Um 1300 saß der Papst in Avignon, war sozusagen eine Geisel Philips und ließ sich überreden (wurde gezwungen), die Templer anzuklagen, wegen erfundener Missetaten: Sodomie (sexuelle Abartigkeit) und Ketzerei.  (Bild: die Kirche Ognissanti in Trani, Mitte des 12. Jahrhunderts gebaut, als die Templer dort noch ein Hospital besaßen. Nur die kleine Kirche ist geblieben.)       

Dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Kurzweilig und unnachahmlich hat Umberto Eco in seinem Roman Das Foucaultsche Pendel (1988) die Templer-Geschichte geschildert; auf Seite 98 (der gebundenen Hanser-Ausgabe) fängt der Erzähler mit der Gründung der Templer an, und auf Seite 119 kommt der schicksalhafte Tag: »Am Morgen des 13. Oktober werden alle umstellt und — weiteres Rätsel — ergeben sich kampflos.« Romane sind voller Rätsel. Aber vielleicht ahnten die Templer wirklich nichts und wurden überrascht.   

Höfisches fröhliches Leben, das von Nachstellungen nichts wissen will (Barletta, 2011)

Es gibt seit 1999 die sehr reichhaltige Internetseite http://www.die-templer.de/, auf der der Satz steht: »Diese Website beschäftigt sich ausschließlich mit dem mittelalterlichen Orden der Tempelritter und endet mit der Auflösung des Ordens und der Verbrennung von Jakob von Molay 1314.« Die Bilbiographie gibt einem für die nächsten 50 Jahre gut zu tun.  

Der nächste Ort von hier, drei Kilometer entfernt, heißt Heitersheim. Es ist eine Johanniterstadt mit dem Malteserkreuz im Stadtwappen und geht auf die Templer zurück, die einen Ableger hatten, der sich um Kranke kümmerte. Johanniter und Malteser führen diese Tradition fort.  

In meinem Geldbeutel trage ich seit Mai 2011 ein Kärtchen mit mir herum, auf dem steht: »Il Ristoro dei Templari. Trattoria/Pizzeria. Via Ascanio Grandi, 15/17, 73100 Lecce«. Und gerade fällt mein Blick auf eine Ein-Euro-Münze, die ich unten an meinen Bildschirm geklebt habe. Sie trägt auch das Malteserkreuz, denn es ist ein Euro aus Malta, etwas recht Seltenes. Ich habe etwas für die Templer übrig.

Ein Kommentar zu “13. Oktober 1307”

  1. Karin Margarete Schnittger

    Hallo Manfred, der 13. Oktober scheint tatsächlich ein Schicksalstag zu sein:

    54: Nach dem Tod des Claudius wird dessen Stiefsohn Nero als letzter Julier Kaiser von Rom.

    Gruß Gretchen