Einer weiß mehr

Kaum hatte ich den gestrigen Artikel abgeschlossen und mich in ein neues Buch vertieft, stiegen daraus neue Antworten zu meinen Fragen empor (und neue Fragen stellten sich). Da muss manipogo also gleich nachlegen und über den guten alten Schutzengel sprechen, diese unverzichtbare Gestalt aus Kindertagen, die uns Barbara Ann Brennan in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Frau Brennan ist eine Geistheilerin und Chakra-Kundige, und sie channelt eine Wesenheit namens Heyoan. In ihrem Buch Emerging Light von 1993 gibt sie viele Durchgaben von Heyoan wieder. Sie sagt, mit ihm habe sie sich nach vielen Jahren angefreundet. Wie kam das? Barbara Ann Brennan gab jemandem Heilenergie, und dann, schreibt sie,

DSCN4863kam ein Engel ins Zimmer. Ich wusste, dass es Engel waren, weil sie Flügel hatten. Diejenigen ohne Flügel nannte ich Geleiter (guides). Bald schoben sie ihre Hände durch meine, als ich an Patienten arbeitete. Ich konnte ihre Hände arbeiten sehen und sie spüren. 

Hilfe kommt uns von der anderen Realität, wenn wir sie erbitten, und auf Fragen kommen Antworten. Wer Engel oder Schutzengel nicht als real akzeptieren könne, solle, rät die Heilerin, eben von »Führung durch ein alter ego« oder von »Eingaben« sprechen. Weiter hinten im Buch erläutert sie uns:

Führung ist allen Menschen durch ihr Höheres Selbst in ihnen verfügbar sowie durch ihre Schutzengel, in heutiger Ausdrucksweise ihre Geistführer. Gewöhnlich bekommt man zunächst Führung vom Höheren Selbst, später erst von Geistführern … Führung verbindet dich mit deiner ursprünglichen Kraft. Du wirst ein Kind Gottes. Durch deine Hingabe findest du eine andere Kraft — die Kraft von Gott in dir. Du wirst ein Instrument Gottes. 

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Ist der Schutzengel tatsächlich mein Geistführer? Ich akzeptierte das zunächst, bis mir schlüssiger vorkam, was Ruth White in Working With Spirit Guides schreibt:

Engel sind direkte Reflexionen des Göttlichen Bewusstseins. … Jeder von uns hat einen Schutzengel, der von unserer Geburt an über uns wacht und uns in den Tod hinein begleitet. … Unsere Schutzengel unterscheiden sich von unseren nicht inkarnierten Führern und Mentoren. … Das Höhere Selbst ist ein Teil der individuellen Seele. Es ist das wachsende Bewusstsein der Seele, das den Überblick hat über alle unsere Leben, das unsere Aufgaben und Absichten für jede Inkarnation plant und begutachtet, um sicherzustellen, dass die Seele alle Erfahrungen sammeln kann, die für ihre Fortentwicklung nötig sind. 

Den Schutzengel als alter ego zu sehen, ist fragwürdig; damit wird er irgendwie degradiert. Wir können keine Engel sein und auch keine werden. Man muss nicht alle Aussagen von Medien für bare Münze nehmen, die legen sich auch etwas zurecht. Das Höhere Selbst ist mein Geleiter, und vielleicht brauchen wir später andere Geistführer, die wie unter Umständen früher einmal kennengelernt haben oder die irgendwelche (weit entwickelte) Vorfahren sein könnten.

Die Fragen Wem diene ich? und Warum bin ich in der Welt? behandelt Heyoan in einer anderen Durchgabe, und da wird es interessant.

Wenn du im Augenblick lebst, mit dir bist, mit deiner Welle, dann bist du perfekt und am besten mit der Welt synchronisiert. … du bist mit dem Universum, mit allem, was existiert, mit dem Göttlichen, das sich im Physischen manifestiert wie auch mit dem Spirituellen. Das ist deine natürliche Lebensart. Das ist es, wer du bist. Das ist es, was wir sind. Denn wir sind ein Teil von dir, wie du ein Teil von uns bist.

Als du auf die Erde herabgekommen bist, die Freude und Schmerz bereithält, hast du diese Wahrheiten, von denen ich gesprochen habe, vergessen. Du hast dich in zwei Teile aufgespalten und deinen Führer in der Geistigen Welt zurückgelassen. Wir, die Führer, können als die betrachtet werden, die du werden wirst und was du bereits bist. Wenn du also deinen persönlichen Führer bewunderst, muss dir klar sein, dass er oder sie du ist. Der Teil deiner selbst, der inkarniert ist, hat einfach mehr vergessen als der Teil deiner selbst, der sich in deinem Geistführer manifestiert. Das ist der einzige Unterschied zwischen uns. … Wenn du also Heilprozesse in Bewegung bringst, begleitest du dich selbst. Wir gehen neben dir her, nahe dir, in dir. Beweg dich auf dem kreativen Weg, der du bist!

Mein Höheres Selbst bin ich also selber. Es/Er ist vermutlich, wie ich spekulierte, die Summe aller Erfahrungen in vielen Inkarnationen; er ist in einer Person das Stadion mit allen Besuchern, die dem irdischen Spieler zujubeln und ihm die Daumen drücken — und er ist mehr: ein Geleiter auf dem Weg der Perfektion mit allen Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen. Er kann nicht exakt das sein, was ich werden muss, denn welchen Sinn hätte es dann noch, sich anzustrengen? Es muss in dieser Welt mein Weg bleiben, und mein Geistiges Ich kann mir bloß helfen, der Perfektion näherzukommen. Der Weg ist das Ziel. Dennoch wird das Höhere Selbst mehr wissen und sich wie der Zuschauer eines Films fühlen, dessen Hauptdarsteller(in) er (sie) liebt und für den (die) er (sie) bangt. (So ist es korrekt.) Es wird eben Umwege geben, neue Versuche in neuen Situationen, bis man gelernt hat. Für den Aufstieg in höhere Sphären genügen tausend Inkarnationen auch nicht mehr, womöglich brauchen wir dann einen weisen Geistführer.

arabien

Etwas anderes fiel mir noch ein. Im persischen Zoraostraismus muss der Verstorbene über die Brücke Chinvat, und am Morgengrauen des dritten Tages nach seinem Ableben muss er sich rechtfertigen über seine Taten — und seine Seele trifft auf sein Himmlisches Ich, seine Dâenâ, die anima coelestis. Je nachdem, wie er gelebt hat, erscheint ihm seine Seele: manchmal schrecklich entstellt, verstümmelt und hässlich, und manchmal geht es so:

Die bezauberte Seele fragt die junge Frau, die schöner ist als jede Frau auf Erden: ›Wer bist du?‹ Sie gibt zur Antwort: ›Ich bin deine eigene Dâenâ. Das Bild, das du für dich gewollt hast, war schon schön, aber du hast mich noch schöner gemacht.‹ 

Dann treten beide in den achten Keshvar ein, in die Welt der smaragdenen Städte, in das mystische Reich von Hûrqalyâ. Dort herrscht Seligkeit, aber gewiss ist es noch nicht das Ende der Geschichte.

 

 

 

 

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