Auf dem Karussell

Jetzt bin ich natürlich extrem spät dran mit meiner Entwarnung. Die Welt geht nicht unter, die Tage werden ab heute sogar länger, und es war kein Zufall, dass die Tag- und Nachtgleiche den letzten Tag des Maya-Zyklus markierte. Mittlerweile haben vermutlich alle Medien dieser Welt den Leuten schon erklärt, wie es sich wirklich verhält, und nun, wo alle auf gepackten Koffern sitzen, tut dies auch manipogo.

Ich wusste bereits Mitte November, dass die Welt nicht untergehen würde. Ich fand einen Artikel von Victoria R. und Harvey M. Bicker in dem prächtigen Bildband I Maya (Mailand, 1998) über Kalendarische und astronomische Zyklen bei dem mittelamerikanischen Volk. Nun: Der haab war das Jahr mit 365 Jahren, und tun hieß das Jahr, das 360 Tage besaß mit 18 Monaten zu je 20 Tagen. 20 tun bildeten ein katun, 20 katun werden zu einem baktun, das sind nahezu 400 Jahre, und mit 13 baktun erreichen wir den Gesamtzyklus von 5125 Jahren, der am 11. August 3114 vor Christi Geburt begann und heute, am 21. Dezember 2012 endete.  

Wandbild aus Mittelmexiko

Damit hatte das Volk der Maya seine gesamte Geschichte eingefasst, die eigentlich schon ein baktun und sechs katun vor dem Ende des Zyklus zu Ende war, als die Spanier kamen. Die Mayas hatten zudem einen zeremoniellen Kalender für Riten, bei dem das Jahr 260 Tage umfasste: 13 Monate zu 20 Tagen, und die fehlenden Tage sind genau die 105 zwischen dem ersten und dem zweiten Vorbeiflug der Sonne im Zenit von Capan auf den Honduras; das verstehe, wer will.  

Die Mayas waren große Astronomen, und das Fundament der Astronomie ist die Mathematik. Das erste überlieferte Zahlensystem stammt von ihnen. Ich hatte diese wunderbaren Leute ja schon vorgestellt. Die Mayas drangen wie nur noch die Inder zur »Stellenschrift« vor und kannten sogar die Null, und das alles ist unabdingbar, um mathematische Operationen vorzunehmen. Die Römer mit ihren Zahlen konnten das nicht; schon eine Zahl wie 22000 darzustellen, musste mit XXXX… im Chaos enden.  

Unsere Zeit ist wie ein Pfeil. Kein Tag gleicht dem vorhergehenden, es geht anscheinend irgendwohin, und wohin, weiß man nicht. Trotzdem ahnen wir, dass sich alles wiederholt und es »nichts Neues unter der Sonne« gibt. Das alles kann ich in meinem geplanten Buch über die Zeit nächstes Jahr auf 250 Seiten ausbreiten. Eine zyklische Zeit zeigt uns, dass alles sich irgendwann wiederholt und dereinst zu den Ursprüngen zurückkehrt wie das menschliche Leben und vielleicht das ganze Universum.  

Zyklische Zeit: ein Fahrrad aus der Sammlung Urs Schuler, Arisdorf

Auch der mazdäische Zoroastrismus kannte eine zyklische Zeit. Die Mazdäer lebten im Iran, und erst aus dem Jahr 400 haben wir Quellen von ihnen. Ahura Mazda war der Herr der Weisheit, Ahriman der Geist der Finsternis. Ihr Zyklus erstreckt sich laut Henry Corbin über 12 Jahrtausende und drei Perioden. Die erste Schöpfung heißt Bundahishn und betrifft den geistigen Zustand, der ménôk genannt wird. Dann geht die Welt ins Körperliche über, vom 4. bis zum 6. Jahrtausend: in den gétîk-Zustand. Der große Neinsager dringt vor, und in dieser Periode der Vermischung (gumečishn) leben wir heute: im 7. bis 9. Jahrtausend.   

Aber die Retter aus der Rasse des Zarathustra führen uns in den letzten drei Jahrtausenden zur endgültigen Trennung über (vičarishn) und zur Verwandlung der Welt (frashokart). Das kann höchstens noch drei bis fünf Jahrtausende dauernd, und da wir es mit unseren Reinkarnationen ruhig angehen lassen können, werden nur 50 bis 100 nötig sein, und die ziehen wir auch noch durch.                    

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