Ludwig van Beethoven

Heute vor 250 Jahren wurde Ludwig van Beethoven geboren, und ich kam selber darauf. Ich las über ihn in dem Buch Die besten Anekdoten, einem 640-seitigen Wälzer (gedruckt in Limassol, Zypern; Vorwort: Stefan Schank) von 1998, und da fiel mir Beethovens Geburtsjahr ein, 1770. Zum Glück stand der 250. noch vor der Tür, und nun hören wir uns ein paar Schwänke aus seinem Leben an.

beethoven-BR-.KlassikLudwig van Beethoven ist vermutlich der berühmteste und meistgespielte Komponist der Welt, noch vor Mozart und Schubert. Geboren in Bonn, kam der Musikstudent und begnadete Pianist bald nach Wien und blieb dort bis zum Tod 1827. In Wien musste man sein, wenn man in der Tonsetzerkunst etwas bedeuten wollte. Beethoven verfügte über ein gesundes Selbstbewusstsein, das an Arroganz grenzte, war ein Scherzbold und Frechdachs, vergaß sich völlig, wenn er komponierte und kam mit dem Geld nicht zurecht. Tragisch war, dass man ihn für hässlich hielt und dass sich bereits 1802 die ersten Anzeichen eines Gehörverlustes zeigten, für einen Komponisten der Untergang. Beethoven litt, komponierte jedoch, fast taub geworden, weiter und dirigierte sogar seine Werke. Nun ein paar Anekdoten; was wörtlich aus Die besten Anekdoten übernommen ist, habe ich dabei kursiv gesetzt.

Beethoven war noch jung und traf in Wien einen jungen Diplomaten, der Künstler unterstützte, und sagte ihm, wie schön es wäre, eine Jahresrente gewährt zu bekommen, um unbeschwert komponieren zu können. Goethe und Händel hätten so etwas auch gehabt. Der Diplomat lachte nur und meinte: »Mein lieber junger Mann! Sie brauchen sich nicht zu beklagen. Sie sind weder ein Goethe noch ein Händel, und es ist auch nicht anzunehmen, dass Sie es jemals werden. Denn solche Geister werden nicht wieder geboren!«

Bei einem Spaziergang durch die Wiesen und Felder von Gneixendorf komponierte Beethoven, und er schrie eine Melodie heraus und schlug mit Händen und Füßen den Takt dazu. Zwei Ochsen, mit denen ein Bauer sein Feld pflügte, erschraken vor ihm und liefen weg, und der Bauer musste 3996047561_934b831e76_bihnen hinterherrennen. Am Abend machte Beethoven sein Bruder Vorwürfe, und der Komponist entgegnete: »Was kann ich dafür, dass die Ochsen vor mir grundsätzlich Reißaus nehmen?«

Beethoven selber hätte vermutlich von dem Song Roll Over Beethoven Reißaus genommen, den Chuck Berry 125 Jahre nach des Meisters Tod schrieb und den wir hier in der Version von ELO (Electric Light Orchestra) hören können. In den paar Jahren, in denen wir mit Rockmusik Party machten, habe ich das oft gehört, und was haben wir getanzt!

Beethoven war kein bequemer Mieter. Mal geriet er mit dem Hausherrn in Streit, dann mit dem Hausmeister, dann wieder mit irgendwelchen Nachbarn, die sich an seinem fortwährenden Musizieren störten. Sobald in einer Wohnung Schwierigkeiten dieser Art auftauchten, ging Beethoven hin und mietete gleich eine neue Wohnung, ohne dass er die alte so schnell hätte aufgeben können. Auf diese Weise brachte er es im Juli 1804 fertig, gleichzeitig vier Unterkünfte zu haben. In fünfunddreißig Jahren hatte er in Wien allein in dreißig verschiedenen Wohnungen gelebt — oder eher: gehaust.

Beethoven hatte eine hohe, außerordentlich ausdrucksstarke Stirn, von der man sagte, dass sie sein Genie auch äußerlich deutlich offenbarte. Eine schöne Dame, die von den Werken des Meisters sehr begeistert war und sie mit vollendeter Fertigkeit oft in großer Gesellschaft spielte, tat dies auch einmal, als Beethoven selbst anwesend war. Sie konnte kaum recht bei der Sache bleiben, so sehr war sie von dem Anblick des großen Künstlers gefesselt, und als sie fertig war, erhob sie sich und rief begeistert: »Beethoven, was haben Sie doch für eine schöne Stirne!« Beethoven erwiderte schlagfertig: »So, so. Nun, dann küssen Sie aber auch diese schöne Stirne!«

Sehr charmant. Viele Verehrerinnen! Bei Wikipedia lesen wir den hilflosen Satz aus der Sparte schlechter Journalismus:

Beethoven pflegte vielerlei Kontakte zu Frauen aus seinem Umfeld.

Der folgende Wikipedia-Satz lässt schon etwas ahnen, bleibt aber immer noch sehr in der Defensive:

Frauen spielten jedoch in vieler Hinsicht eine große Rolle in Beethovens Leben: als Freundinnen und Vertraute, als Interpretinnen oder als Widmungsempfängerinnen.

Auch diesen Satz muss man deuten. Da die Geliebte nicht genannt wird, war da wohl nicht viel Körperliches, auch wenn der kecke Satz des Meisters zu der Frau betreffend seine schöne Stirne Anderes nahezulegen scheint.

Beethoven war sehr oft, ja man kann fast sagen immer, in irgendein Mädchen oder eine Frau verliebt, zumeist in Damen höheren Standes, als er selbst war, vornehmlich aus dem Adel. Keine besaß genügend menschliche Größe, ihre Standesvorurteile um des Genies willen zu überwinden. Rauhe Eigenschaften Beethovens, sein Gehörleiden und die wenig gewinnende äußere Erscheinung schreckten auch bürgerliche Frauen zu sehr ab. So gab ihm einmal die Wiener Hofopernsängerin Magdalena Willmann einen regelrechten Korb, »weil er so hässlich wäre und halb verrückt«, um dann einen ganz obskuren Herrn zu heiraten. Beethoven blieb also unverheiratet, hatte aber immer die Sehnsucht im Herzen, eine Lebensgefährtin zu finden.
»Nun kannst Du mir helfen eine Frau suchen«, hatte er im März 1809 an J. von Gleichenstein, den Gatten der Schwester jener Therese von Malfatti geschrieben, die er geliebt und um die er vergeblich geworben hatte. »Wenn Du dort in F. eine Schöne findest, die vielleicht meinen Harmonien einen Seufzer schenkt, so knüpfe im voraus an. Schön muss sie aber sein, denn ich kann nichts Nichtschönes lieben — sonst müsste ich mich selbst lieben.«

Wenn Beethoven komponierte, war er nicht ganz bei sich.

Einmal betrat Beethoven nachdenklich vor sich hinsummend und brummend das Gasthaus »Zum Schwan« am Neuen Markt in Wien, um sein Mittagessen einzunehmen. Er rief den Kellner nicht, er schlug mit der Hand Takt und schrieb auf das Tischtuch, man kannte ihn schon und fürchtete, ihn dabei zu stören. Darum ließ man ihn in Ruhe. Plötzlich aber stand der Meister auf. »Kellner! Zahlen!« rief er — und hatte noch nicht einen Bissen gegessen oder einen Schluck getrunken.

Das Genie hörte nichts mehr und hatte auch kaum mehr Geld. Beethoven hinterließ an Vermögen nur sieben Bankaktien im Wert von 10232 Gulden und einige hundert Gulden in bar, eine Spende der Philharmonischen Gesellschaft in London. Und dennoch, was hat er uns hinterlassen! Im letzten Jahr vor seinem Tod, 1826, lag er oft krank im Bett. Sein Freund Ludwig Holz sagte ihm, er hoffe, bald werde wieder ein Spaziergang möglich sein. Beethoven kritzelte auf einen Zettel (und das musste man erst einmal entziffern):

Vom Ausgehen keine Rede, vielmehr vom Eingehen zum ewigen Heil.  

 

Dazu lesen: den Bericht über eine Frau, die Kontakt zu Ludwig van Beethoven in der anderen Welt hat:
Beethoven und Chopin
Letzte Worte überliefern auch diejenigen Beethovens: »Ich werde im Himmel hören
«.

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