Flugverkehr (7): det lille flyet

Vergangenen Sommer schickte mir mein norwegischer Freund Jan Paulsen ein Reisebuch, geschrieben in seiner Sprache: Jorden rundt (um die Welt, 1968). Es ist ein Wälzer (Gelehrte sagen: ein Konvolut) mit Artikeln über Reisen in Länder und zu Sehenswürdigkeiten. Da wird viel geflogen; der Reisende des 20. Jahrhunderts fällt von oben her in sein Zielland ein; und dann entschwindet er wieder in die Lüfte.    

Nachdem ich eine Norwegisch-Grammatik studiert und mir ein Wörterbuch gekauft hatte, konnte ich der Handlung allmählich folgen. Mittlerweile schreibt Jan ab und an eine Mail in seiner Sprache, und ich antworte kurz abgerissen, aber er versteht mich. Ich mag ja Sprachen, und ich höre es so gern, wie Skandinavier sprechen. Sie haben einen eigenen Rhythmus, sehr melodisch: eine betonte, höher gesprochene Silbe, dann zwei oder drei dumpfere, unbetonte Silben. Dá-dada, dá-dada.  

In Belgien 2012 saß ich bei unserer internationalen Zusammenkunft der Freunde alter Räder am Skandinaviertisch. Ich sprach Englisch, die anderen Englisch zu mir. Aber das schwedische Ehepaar redete Jan auf Schwedisch an, dieser antwortete auf Norwegisch; Brian aus Kopenhagen wandte sich auf Dänisch an die anderen, und diese antworteten in ihrer Sprache, und sie hatten alle Spaß. Es funktionierte fast wie unter Österreichern, Schweizern und Deutschen.   

Mein Lieblingsartikel in dem Buch heißt Bare på Tahiti von James Ramsey Ullman. Den schönsten Anfang hat Mystikk på Bahamaøyene, also: Mystik auf den Bahama-Inseln. Mein Thema. Der Autor heißt Ben Lucien Burman. Ein Flugzeug startet.

 

Det lille Flyet steg opp over Nassau og gled bort mot den skyfrie horisonten. Havet under oss var en fantastisk blanding av farvet – grønt, blått, gult, fiolett. Vi fløy over Great Bahama Bank.

 

In meiner Übersetzung: »Das kleine Flugzeug stieg über Nassau auf und glitt davon, dem wolkenlosen Horizont entgegen. Das Meer unter uns lag in einem fantastischen Gemisch aus Farben – grün, blau, golden, violett. Wir flogen über Great Bahama Bank.« Norwegisch ist gar nicht so schwer. 

Anthony Smith schreibt in Glideflukt (Gleitflug) over Afrika: »Vi tok av fra Manyara, hevet oss lett og elegant opp mot den høye blå himmelen over startplassen.« − »Wir hoben von Manyara ab und hoben uns leicht und elegant dem hohen blauen Himmel über dem Startplatz entgegen.« Schön ist das: den høye blå himmelen. 

Ballonfahrten bei St. Gallen, 2008

 

Das lille flyet landet auch wieder. Die »Goose« der Bahama Airways gikk ned på sjøen og fortsatte innover mot land. Flyveren senket et par hjul, og flyet vraltet oppover strandbredden med drønnende propeller. Dann steht das Ding, und die Passagiere können sich die Beine vertreten und sehen schon die ersten Fischerhütten. — Meine Maschine hat einen schöneren Namen, Lucky Lady VII, aufgenommen im Januar auf dem Flugplatz Eschbach in der Nähe des Rheins. 

Ein Kommentar zu “Flugverkehr (7): det lille flyet”

  1. Jan Paulsen

    Hei Manfred. Dette var det morro å lese. Du er vist flink i alle språk du. Hilsen din gode venn i Norge ( NORWAY ) sykkelkongen Jan