Alles so schrecklich

Michael ruft immer am Vormittag an und teilt mir mit, was im Rundfunk gesagt wurde. Gerade hat er in Buch von Ludwig Feuerbach gelesen, der der Ansicht war, Gott sei eine Erfindung der Menschen. Ihn könne es nicht geben, meinte Michael: Alles sei so schrecklich, Millionen Tote in vergangenen Kriegen, die Lager; Konzerne scheffeln Geld, die Landwirtschaft macht alles platt, Schweine werden gemästet und getötet … Was kann man darauf antworten?

Ja, was kann man darauf antworten, wenn man an eine kreative, liebende Energie im Kosmos glaubt? Kaum passiert ein Unglück, findet sich einer, der fragt, wo da Gott gewesen sei? Ich habe das schon einmal angesprochen und versuche nun, es besser zu machen.

Ich sagte jedenfalls, grundsätzlich sei der Mensch gut. Auf Reisen findet man viele, die einem helfen. Menschen versuchen gemeinsam, ihre Welt für alle gut zu gestalten. Doch dann gibt es auch das Böse: die Gier, Machtbesessenheit, Menschenverachtung, Zorn.

Gott hat seine Schöpfung allein gelassen. Ich denke an einen Autor: Er schreibt ein Buch und schickt es in die Welt, aber dann kann er nichts daran ändern, wie über das Buch gedacht wird, was für irrsinnige Meinungen dazu geäußert werden. Das Buch ist in der Welt und geht seinen Weg, der Autor sieht ohnmächtig zu. Der Herr ist zwar allmächtig, aber würde er hie im großen Stil eingreifen, wären wir zu Marionetten degradiert. Für alles, was geschieht, sind wir selbst verantwortlich. Freilich, es geschehen schreckliche Dinge. Manchmal haben sie einen Sinn, der uns verschlossen bleibt. Die Dinge passieren, alles ordnet sich neu, das Leben geht weiter. (300 Jahre später ist alles vergessen.) Manchmal werden wir geführt, und wenn wir uns führen lassen, ist alles gottgefällig, was wir tun. Die oberste Richtschnur ist unser freier Wille. Unser Schutzgeist kann uns raten, darf uns aber nicht zwingen. Wir sollen selbst unser Schicksal steuern.

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Gott ist nicht seine Schöpfung, außerdem ist das Universum fast unendlich groß, die Erde ist nur ein stecknadelgroßer Punkt im All. Die Schöpferkraft ist da und um uns, es gibt Engel und andere Helfer, die gewiss versuchen, Politikern und Wirtschaftsleuten etwas einzuflüstern — und daran scheitern. Das Böse ist mächtig, und Überzeugungen sind zuweilen durch nichts zu erschüttern.

Ich denke mir: Vielleicht ist der Weg der Menschheit durch die Jahrtausende hindurch ein langer Lernprozess. Wir sollen lernen, uns als eine Spezies zu begreifen und uns gegenseitig zu lieben. Und wir sollen Gott lieben wie uns selbst; uns selbst sollen wir als erstes lieben und die Nächsten auch. Wie jeder einzelnen Mensch wird die Menschheit auf dunkle Perioden und fürchterliche Phasen zurückblicken wie auf Vorstufen, die maßlos traurig, aber nicht zu verhindern waren. Nicht der Mensch hat Gott erfunden, sondern Gott hat den Menschen erfunden, um sich selbst zu finden.Und der Mensch muss auch herausfinden, wie er zu sich selbst findet — zu dem Himmelreich, das er in sich trägt, also wiederum zurück zu Gott.

Im Jenseits wird die stetige Verbesserung und Verfeinerung lange dauern, bis die Annäherung und Verschmelzung mit Gott gelingt. Hier auf Erden aoll sich eine analoge Entwicklung vollziehen, denn beide Welten gehören eng zusammen. Vielleicht fängt dann, wenn das Paradies auch auf Erden verwirklicht ist, alles wieder von vorne an, die Erde verglüht … oder das ganze Universum zieht sich zusammen zu einem Punkt, um sich dann wieder aufzublähen. Und die Menschheit wird sich dann gewissermaßen neu inkarnieren und rascher ihr Ziel erreichen.Vielleicht wird dies viele Male geschehen (und ist schon viele Male geschehen) — die Perser glaubten daran.

Doch das sind alles Spekulationen. Wir müssen auf unser Gewissen hören und stets auf der Hut sein, und wenn wir wieder offen sind für Einflüsse aus anderen Dimensionen, wird sich die Schöpfungsenergie uns zuwenden und stärker präsent sein.

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