Körper bei den alten Persern und Ägyptern

Mit meinem Studium der Religionen fing ich 2006 an, als ich mir in der Stadtbücherei »Vadiana« in St. Gallen Werke von Henry Corbin auslieh, der sich mit alten orientalischen Mystikern beschäftigte. Der Perser Sohrawardi (1154-1191: hingerichtet) beschrieb als erster die unterschiedlichen Körper des Menschen, und das war kompliziert, aber spannend.

Auch Scheikh Ahmad Ahsa’i, gestorben 1826, hat über diese Körper gesprochen.

Jasad A ist der sterbliche Körper, der im Grab zurückbleibt wie ein altes Kleid.

Jism A bezeichnet den Vitalitätsträger, aber eher den Astralkörper, der dem Ka der Ägypter entspricht. Er ist das Fahrzeug von Geist/Seele (beides wird genannt) für den Abschied von der Welt, hält sich eine Weile im barzakh auf, dem Hades, und stirbt (der »zweite Tod«) beim ersten Trompetenton, der die Auferstehung verkündet. Dieser Ton macht alles neu und löscht alles aus.

Der Islam und die islamischen Mystiker haben sich dabei wohl am Christentum orientiert, das eine kollektive Auferstehung am Ende aller Tage in Aussicht stellt.

Jasad B ist der spirituelle Körper, vielleicht so etwas wie der Mentalkörper, der unsichtbar im Grab bei Jasad A bleibt. Beim zweiten Trompetenton begibt sich Geist/Seele nach dieser Lehre zu seinem Jasad B und bekleidet sich mit ihm, da er/sie ja einen Träger braucht.

Wenn die Erlösung genehmigt wurde, vereinigt sich Geist/Seele und Jasad B mit jism B, seiner unsterblichen ewigen Seele. Diese beiden bleiben dann im Paradies.

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Ähnlich schwierig war es bei den Ägyptern. Neben dem physischen Körper gab es Khaibit, seinen Schatten, der Lüste und dunkles Verlangen in sich trug; er war vielleicht so etwas wie das Unbewusste. Zwei Doppelgänger kannten die Ägypter, und sie entsprachen der zweigestaltigen Seele vieler früher Kulturen: eine beweglich, die andere unbeweglich. Ka war die ruhige Variante, die das Fundament für die Jenseitsreise bot. Ba war hektisch und ziellos umherschweifend. Es heißt, Ba, die höhere Seele, sei vom zweiten Tode bedroht, den die Ägypter sehr fürchteten.

So ganz können wir diese Vorstellung nicht mit der unsrigen zusammenbringen. Khaibit und Ba wären demnach die Vergangenheit der Seele mit ihren Erinnerungen, Ka der Träger von Bewusstsein und Geist. Kann dieser die Prüfung durch die Götter bestehen, könnte er eines fernen Tages ein Iakhu werden, ein Eingeweihter. Blieben ihm die Erinnerung an seinen Namen (Rem) und der magische Wille (Sekhem) intakt, konnte er die allerhöchste Stufe erreichen, Sahu. Das bedeutet, bei den Göttern zu sein. Dann braucht man kein Ka mehr, und der Körper ist kaum mehr ein Hauch.

Viel Bewegung im Jenseits! Und wieviel gibt es dort zu entdecken!

Es ist einem schleierhaft, wie die Christen zu ihrem »Ruhet in Frieden« kamen, zumal Jesus Christus ja gleich nach dem Tod ungeheuer aktiv war und gleich einem erdgebundener Geist die alten Stätten seines Wirkens aufsuchte. Viele Völker trafen ja Vorkehrungen, dass der Tote nicht zurückkehren und den Lebenden Schaden zufügen konnte; davor fürchtete man sich, insofern würde es die »Heiden« beruhigt haben zu wissen, dass die Toten erst einmal ein paar tausend Jahre schliefen. Wer schläft, sündigt nicht, sagt man.

 

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