The Night House

The Night House ist ein US-Geisterthriller, der an Halloween 2021 zu uns kam. Ein Haus am See mit ungewöhnlichen Geräuschen, Fußspuren und Schatten — genau mein Thema, Tote und Spuk! Der Film kommt gut in die Gänge, zieht einen gut hinein; die Spannung steigt, bis sich der Showdown nähert und die Effekte sich zusammendrängen und geradezu überschlagen … 

The-House-at-Night-Horrorfilm-PosterDisney gab dem Film den Titel The House At Night, auch egal. Der Regisseur ist David Bruckner, 1977 geboren, seine Hauptdarstellerin die aparte Rebecca Hall. Sie verkörpert die Lehrerin Beth, der ihr Mann ein Traumhaus am See gebaut hat, bevor er auf einem Boot hinausruderte und nicht lebend wiederkam. Mehr sagen wir nicht. Nun hat Beth Alpträume und spürt eine Präsenz im Haus, die sie sich nicht erklären kann: keine wohlwollende Präsenz jedenfalls.

Sagen wir noch mehr, und wer mehr nicht will, sollte nicht weiterlesen.

Wir erzählen noch, dass die Lehrerin geheimnisvolle alte Bücher findet, die ihr Mann gekauft hatte und dass er woanders ein ähnliches Haus baute, in dem er mit einer Frau gesehen wurde, die Beth ähnlich sieht. Das wird am Ende natürlich alles erklärt, und das Problem mit amerikanischen Filmen ist, dass die Regisseure alles erklären wollen. Dadurch scheitert manch ein Film und das Night House auch, meine ich.

therebeccaDabei hätte man aus diesem Ingredienzien mehr machen können. Stellen wir uns vor, Beth geht mit ihren Informationen zu einem alten Mystiker und Parapsychologen (obschon das ein Widerspruch ist: Parapsychologen wissen viel, sie zählen und messen und haben mit höheren Zielen nichts zu tun). Der Experte wird ihr verraten, dass Astralwanderer Welten besuchten, die der ihren ähnlich waren, aber in Details verschieden.

Man weiß, dass es in der Anderswelt Städte und Gemeinden gibt, die den unseren ähneln: extraphysische Siedlungen. Denn die Verstorbenen erinnern sich ihrer Lebenswelt und bauen durch ihre Vorstellungskraft sich etwas Ähnliches auf, um sich heimisch zu fühlen. Das kann man nachvollziehen. Doch geht es nicht darum, dort drüben weiterzuleben wie hierzulande; das ist wenig originell. An seiner Seele muss man arbeiten!

Ich erinnere mich auch, wie Anabel Cardoso einmal eine überirdische Empfangsstation kontaktierte und erfuhr, sie spreche nun mit Brasilien; wo sie doch den Kontakt zu Portugal gewünscht hatte! Die Völker bleiben also zusammen, weil sie das so kennen. Warum sollte ein Schwabe in der anderen Welt sich im jenseitigen Vietnam niederlassen? Man geht dorthin, wo man Freunde und Verwandte hat.

Und dann ist noch die Viele-Welten-Theorie von Hugh Everett III. zu berücksichtigen. Sie besagt, dass sich bei jeder Entscheidung das Universum spaltet; die Welt mit dem Entschluss, den ich nicht gefasst habe, bleibt eine Weile als Schatten bestehen, und vielleicht wird sie fester, wenn ich ihr mehr Energie verleihe. Da habe ich dann vielleicht eine Frau kennengelernt, die der meinen gleicht … Unsere Person hier und jetzt ist vielleicht nur ein Fragment der Überseele, die ein anderes Fragment woanders hingeschickt hat, und wenn ich jenes Fragment treffe, weiß ich gleich: Das bin ich auch! Sculthorp hat das erlebt.

Wer viel über die andere Welt weiß, schreibt gewiss andere Drehbücher. (Ich mache mich demnächst mal an die Arbeit!) Die konventionellen Regisseure bauen Spannung auf und übertreiben das, bis es kaum auszuhalten ist, und dann lösen sie alles auf (mit einer absurden Idee, über die natürlich ein Jenseitsforschr wie ich den Kopf schüttelt) — und erschöpft sinken Zuschauerin und Zuschauer zurück auf ihre Kissen. Wieder einmal ist die böse Geisterwelt gebannt! Und alles ist erklärt, keine offenen Fragen peinigen uns. So zeigt man uns die Welt, als Illusion.

 

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