Nach Terni
Vor einer Woche war italienischer Nationalfeiertag, und Romano, der Unermüdliche, hatte sich eine Tour ausgedacht: von Poggio Mirteto nördlich von Rom nach Terni in Umbrien, 90 Kilometer. Wir verließen das Haus um sieben und kamen um zehn Uhr in der Nacht heim. So macht das Romano.
Die Tour hat mich an die Zeit vor 20 Jahren erinnert. Angekommen am Zielbahnhof, luden wir die Räder aus und begaben uns zielstrebig zur Bar des Bahnhofs. Ein Cappuccino und ein Cornetto müssen genügen bis zur Mittagspause. Es geht auf der Provinzstraße immer dahin, bergauf und bergab, überholt von Hunderten Autos. Leider war ich von den fünfen der Langsamste. Die Müdigkeit steckte mir in den Gliedern. Romano, älter als ich, zischt die Berge hoch, Ninni und Andrea folgen, und Giovanni hat gut trainiert. Also warteten sie an den relevanten Abzweigungen auf mich.
Abseits der Hauptstraße wird es schön und ruhig und total grün. Hier sollte man bemerken, dass die italienischen Straßen zu 70 Prozent beschädigt sind durch Hitze oder Frost. Da gibt es riesige Löcher und wahre Spinnennetze aus Rissen. Wenigstens kaum ein Auto. (Rechts: im Berg die Einsiedelei des Eremiten von San Castaldo, Foto Romano Puglisi) Nach 40 Kilometern hatten wir uns Cotigliano genähert und fanden sogar ein Restaurant, das am Feiertag noch Kapazitäten frei hatte.
Danach wurde es knapp: Noch zwei Stunden bis zum Zug in Terni. Aus unerfindlichen Gründen nahm Romano Seitenstraßen, so dass es nicht mehr zu schaffen war; und das Gewitter erwischte uns auch noch. Ich weiß nicht, oft brauche ich diese Monstertouren nicht, du bist total fertig und apathisch und musst dann vom Bahnhof Termini noch ins Portuense-Viertel. Romano geht immer an die Grenzen, er will das so. Wie oft wurde es knapp bis zum letzten Zug, wir mussten hetzen.
Aber ich bin manchmal genauso: Vor 2 Tagen, bei der Rückfahrt, startete ich in Borga Val de Taro und fuhr 10 Stunden durch mit nur kurzen Pausen, und um 19 Uhr am Abend war ich in Lodi. Wir sind anscheinend Extremradfahrer. Und ich freue mich, einmal Armando und Romano gezeigt zu haben, dass auch ich was kann. 160 Kilometer waren das. (Kunststück, wenn alles flach ist!)
Dann war noch viel Zeit in Terni, dass nach Giovannis Angaben eine hässliche Stadt ist. Und er hatte recht. Vorwiegend dunkelbraune Hochhäuser stehen nebeneinander, und seltsame Brunnen und Denkmäler wechseln sich mit seltsamen Kunstwerken ab. Eins sehen wir versteckt hinter dem Bahnhofsdach, und es erinnert an ein Detail aus einem Wasserkraftwerk.