Faszination Physik

In dem jüngst vorgestellten Heft der Kritischen Ausgabe, Jetzt, schreibt Maximilian Zander unter dem Titel Quanten, Relatvität, Gedichte über die »Attraktivität des Rätselhaften«. Der Autor ist der statistischer Ausreißer des Teams: 1929 geboren (wie meine Mutter), Honorarprofessor für Chemie und auch Poet.

Das hat er gut getroffen: »Die Beschäftigung mit Stringtheorie, Quantenmechanik oder Relativitätstheorie bringt – zumindest für kurze Zeit – Rätsel und Geheimnis in eine Lebenswelt, die in der Regel als stupide und langweilig empfunden wird. … Vielleicht ist es für viele Zeitgenossen ein erregendes – gleichsam befreiendes – Abenteuer, immer mal wieder zumindest in Gedanken den ›Mesokosmos‹ zu verlassen, dem die Evolution unser Gehirn angepasst hat, und sich in Welten zu verlieren, dessen Raum- und Zeit-Dimensionen nicht vorstellbar sind …« 

Natürlich ist es mir beim Schreiben meines Buchs so ergangen. Seit 20 Jahren lese ich begeistert über die Quantentheorie und fühle mich den großen Physikern, die sich vor verrückten Gedanken nicht scheuten, nahezu verwandt – und zudem haben die Lehren den Vorzug, wahr zu sein, wenngleich sie dann im Alltag verdunsten, da nicht anwendbar. Oder doch anwendbar? Wer schreibt, bewegt sich immer in Welten mit eigenen Gesetzen, die nicht fest gefügt sind.  

Wer sich dann noch mit Geisterkunde beschäftigt, zieht sich leicht den Vorwurf zu, dem Alltag entfliehen zu wollen. Da stürzt sich jemand in die höchsten Seltsamkeiten, anstatt sich ums Leben zu kümmern, das ja selbst schon rätselhaft genug sei. Gut, das ist unsere Entscheidung. Man wird es vielleicht nicht glauben: Aber Quantenphysik und Geisterkunde haben ihre Regeln, genauso wie die »Poeterey«. Alle haben mit dem gesunden Menschenverstand zu tun, und nur Unkundige meinen, in diesen Bereichen herrsche die pure Willkür. Weit gefehlt.  

Wir leben in einer technischen Welt. Junge Leute suchen ihre Geheimnisse in den Lücken, die sich in den rationalen Erklärungen unseres Mesokosmos auftun. Man möge sich einmal auf den Seiten des Blogs Grenzwissenschaft-aktuell umtun, der gut gemacht und ziemlich ernsthaft ist und manchmal eine Million Klicks im Monat hat. Da geht es um rätselhafte Pyramiden in Bosnien, frühe hominidenähnliche Wesen, neu entdeckte Planeten und Radiosignale aus dem All. Der Schlossgeist ist passé. Doch die Poesie kann Schritt halten, sie kann alles.

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