Ist die Vergangenheit wirklich vergangen?

Nun wäre eigentlich etwas Harmloses fällig, etwas Lustiges vielleicht, dachte ich; aber manipogo sagt: nein. In den Kommentaren zu Himmelsmänner war es angeklungen, bei Max Frisch sind wir darauf gestoßen: auf das Leiden an der Zeit. Ist die Vergangenheit wirklich vergangen oder finden wir sie noch irgendwo? Ich denke: ja.

Jetzt, heute, kann ich nur ein paar Schlaglichter werfen. In den USA gab es die Remote Viewer, — Hellseher, die, sogar von der CIA (Central Intelligence Agency) bezahlt, Gegenden der Erde zu militärischen Zwecken mental auskundschafteten; zwei Koordinaten genügten ihnen, es waren hochbegabte Medien, die wohl nicht dorthin reisten, sondern mit ihrem geistigen Auge in eine Art kosmisches Vorratslager schauten. Pat Price (1918-1975) war einer der begabtesten. Einmal zeichnete er ein Waffenlager und malte zwei Treibstoffdepots auf. Später überprüfte man die Skizze und fand alles korrekt, bis auf die Depots: Die gab es nicht. Aber früher hatten sie da gestanden. Sie waren in den 1950-er Jahren abgebaut worden. Price hatte also etwas gesehen, was es früher gegeben hatte. Irgendwo gab es diese Szenerie.  (Diese Episode wird in dem Buch Miracles of Mind von Russell Targ und Jane Katra von 1998 genauer geschildert, S. 44 ff.)

François Cauderay übergibt dem Autor ein Fahrrad. Friedrichshafen 2006 – oder 1906?

Der italienische Sensitive Gustavo Adolfo Rol (1903-1994) aus Turin ließ bei seinen Séancen die Teilnehmer ein Jahr aus der Vergangenheit nennen (etwa: 1462) und sich die Farbe grün vorstellen; dann, schreibt Maurizio Ternavasio in seiner Rol-Biografie, sei der Schleier zwischen Vergangenheit und Gegenwart zergangen, die Teilnehmer hätten Geräusche und Gerüche aus dem genannten Jahr verspürt, und dann sei als Krönung noch ein Apport gekommen: Eine Münze aus dem genannten Jahr sei auf den Tisch im Versammlungsraum gefallen.

Eine berühmte Episode ereignete sich am 10. August 1901, als zwei Professorinnen aus Oxford – Anne Moberley und Eleanor Jourdain – im Park Petit Trianon in Versailles spazierten und sich plötzlich, nachdem ein Lichtschimmer über sie hinweggegangen war, im 18. Jahrhundert befanden, umgeben von Wagen und Menschen in Perücken, am Tag der Gefangennahme von Marie Antoinette. Es gibt noch mehr solcher Geschichten. Manchmal reißt das Gewebe auf (Pannen gibt es überall), eine andere Dimension öffnet sich und lässt zwei Menschlein kurzzeitig eintreten. 

Nach der Übergabe

Denken wir uns die Zeit als die vierte Dimension, dann haben wir einen schier unendlichen Speicher vor uns. Die Zeit gibt es eigentlich nicht; vielmehr bewegt sich die Welt von einem Zustand in den nächsten, mit stetigem unhörbarem Klicken. Alle diese Zustände müssen also auffindbar sein, existieren womöglich gleichzeitig mit unserer Gegenwart. Auch den Raum gibt es eigentlich nicht, nur aufeinander bezogene Objekte.   

Aber wenn wir trotzdem vom Raum sprechen, dann können wir sagen, dass sich alles auf der Erdoberfläche gleichzeitig abspielt, obgleich wir nur das sehen, was wir vor Augen haben. Auch in Melbourne und Tokio wird derzeit gelebt, da passiert etwas. Und wir können die vierte Dimension annehmen und für Melbourne etwa das Jahr 1462  ansetzen und für Tokio das Jahr 1587. Es ginge nur darum, durch einen Trick diese Orte (oder Jahre) zu erreichen.  

Vielleicht kann ich auch nur meiner eigenen Weltlinie folgen und dorthin gehen, wo ich einmal in einem anderen Körper gelebt habe und … auch derzeit lebe, denn es ist zu lesen, Reinkarnationen liefen gleichzeitig ab; das ist wirklich schwer vorstellbar, dieses gleichzeitige Vorhandensein von Allem. Ich werde sicher noch einmal darauf zurückkommen, wenn die Zeitschrift Grenzgebiete der Wissenschaft (Innsbruck) meinen Aufsatz Zeitloses Leben veröffentlicht haben wird, demnächst.         

 

 

 

 

 

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