Sein Guru

Autobiographie eines Yogi war ein weltweit erfolgreiches Buch und verkauft sich auch heute noch hervorragend, 60 Jahre nach seinem Erscheinen. Ich habe es auf Teneriffa gelesen und mir viele Notizen gemacht, aber fangen wir erst einmal damit an, wie sein Autor Paramahansa Yogananda seinen Guru trifft. Bewegend.

Paramahansa Yogananda wurde 1893 in Kalkutta geboren und ging schon in frühester Jugend auf die Suche nach Gott. In Indien ist das nicht ungewöhnlich. Mit 17 Jahren drängt er seinen Vater, in ein religiöses Institut eintreten zu dürfen. Doch dort wird er nur schikaniert. Der Junge betet inbrünstig: »Barmherzige Mutter des Universums, mach dich mir kenntlich durch eine Vision oder dadurch, dass du mir meinen Guru schickst!«Der junge Paramahansa (den Namen bekam er erst später) betet stundenlang. Plötzlich fühlt er sich erhoben und hört eine Stimme: »Dein Meister kommt heute!«

Man schickt ihn zu einer Besorgung in den bengalischen Stadtteil von Varanasi. Die Sonne brennt vom Himmel. Am Ende einer Gasse steht ein Christus ähnelnder Mann in der Kleidung eines Swami, eines indischen Gelehrten und Geachteten. Der Junge ist gebannt, geht aber zweifelnd weiter. Plötzlich fühlt er sich wie gelähmt. Er geht zurück, dann in eine andere Richtung … und wieder versagen die Beine seinen Dienst. »Der Heilige zieht mich magnetisch an«, erkennt er. Er geht zu ihm hin.

»Gurudeva!« Jetzt erkennt der junge Yogananda, dass dieses Gesicht seine Träume bereichert hatte, dieses markante Gesicht mit dem Bart. »Du bist zu mir gekommen!«jubelt der Swami. »Seit Jahren warte ich auf dich!« Sie schweigen. Der Junge weiß, dass dieser Mann Gott kennt und ihn zu ihm führen wird. Sie reichen sich die Hände und gehen zur Wohnung des Mannes, der athletisch und noch jugendlich wirkt.

»Ich gebe dir meine Einsiedeleien und alles, was ich besitze«, sagt der Swami. Sein Schüler meint, er wolle nur Weisheit und die Vervollkommnung in Gott. Der Swami sieht ihn zärtlich an und sagt: »Ich gebe dir meine bedingungslose Liebe. Willst du mir dieselbe bedingungslose Liebe schenken?« Der Junge antwortet: »Ich werde dich ewig lieben, Gurudeva!« Der Heilige erwidert: »Gewöhnliche Liebe ist selbstsüchtig, wurzelt dumpf im Verlangen und in Befriedigungen. Göttliche Liebe ist ohne Bedingung, ohne Grenze, ohne Veränderung. Der Fluss des menschlichen Herzens verschwindet für immer, wenn es von der reinen Liebe berührt wird.«

Und mit dieser »Liebeserklärung«, die für unsere westlichen Ohren eigenartig und (in irriger Weise) erotisch klingt, begann die 25 Jahre dauernde Verbindung von Paramahansa Yogananda mit Sri Yukteswar Giri. Das Treffen fand etwa im Jahr 1910 statt, und 1936 starb Sri Yukteswar mit 81 Jahren. Er selbst war Schüler von Lahiri Mahasaya gewesen, der wiederum bei dem ewig lebenden legendären Babaji in die »Lehre« gegangen war.

Den richtigen Guru zu finden, der einem zugedacht ist und der einen führt, ist vermutlich ähnlich schwierig oder fast unmöglich, wie den Soul Mate zu finden, den idealen Partner für dieses Leben. Paramahansa Yogananda gründete eine religiöse Instituition in Kalifornien und tat durch Vorträge und sein Buch viel für die Verbreitung von Yoga und indischem Gedankengut im Westen. Am 7. März 1952 starb er, nachdem er noch bei einem Empfang für den indischen Botschafters in Los Angeles eine Rede gehalten hatte.

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