Lutz Schulenburg

Heute vor einem Jahr ist Lutz Schulenburg gestorben, der großherzige und umtriebige Hamburger Verleger. Seine Edition Nautilus, die auch Verlag Lutz Schulenburg hieß, feiert dieses Jahr 40. Geburtstag. Schulenburg, Pierre Gallissaires und Hanna Mittelstädt fingen schon 1972 mit Publikationen an, und den Namen des U-Boots bei Jules Verne bekam das Unternehmen dann 1974.

Lutz Schulenburg, überall schnell erkennbar durch seine Körpergröße und sein langes weißes Haar, hatte auf der Buchmesse Leipzig 2013 eine Gehirnblutung erlitten. Man operierte ihn, schickte ihn auf Reha in Plau am See. Er war wieder guter Dinge, hätte am 9. Mai vergangenen Jahres entlassen werden sollen, doch als Hanna und Katharina am 1. Mai in sein Zimmer traten, lag er rücklings auf dem Bett hingestreckt und atmete nicht mehr.

Das letzte Bild von Lutz: 28. April 2013, am Plauer See

Ich traf ihn am 11. September 2012 in Hamburg-Altona im Verlag. Er kam aus dem Garten, gab mir die Hand und machte einige ironische Bemerkungen, ließ sich informieren und war schon wieder weg. Erst im Mai 2013, als ich in Italien war, erfuhr ich alles. Schade, ich hätte ihn gern mal mit ihm geredet. 60 Jahre ist er alt geworden.  

Die 220. Ausgabe der Zeitschrift Die Aktion, von ihm 1981 begründet, erinnert an Lutz, und so habe ich ihn hinterher doch noch ein wenig kennengelernt, durch die Nachrufe seiner Freunde und Autoren. Das Heft, mit dem Die Aktion dann eingestellt wurde, trägt den Titel: »›Die Ordnung des Profanen hat sich aufzurichten an der Idee des Glücks‹ – zum Gedenken an Lutz Schulenburg«, der 1953 in Hamburg-Bergedorf zur Welt kam.

Frankfurter Buchmesse 1980: von links Lutz Schulenburg, Frank Witzel, Pierre Gallissaires, Hanna Mittelstädt

Die Verlagsaktivitäten begannen mit der Zeitschrift MAD (Materialien, Analysen, Dokumente) – Anarchistische Hefte. Ab 1981 wurde eine Franz-Jung-Gesamtausgabe begonnen, die Lutz eine Herzensangelegenheit war und die er beharrlich verfolgte. Er kümmerte sich nicht um Trends oder Moden, sondern tat das, was ihm am Herzen lag. Sein Mitverleger Pierre Gallissaires nannte seinen Nachruf Der Unvergessliche vom Diebsteich (da in der Nähe residierte der Verlag lange).  

Hans Schulz schreibt in seinem Abschied von Lutz Schulenburg über ihn: »Diese anhaltende Arbeitsintensität ohne echte Pausen, dieses Tempo, dieses unheimlich Gedrängte, diese hirnbetonte Unrast. Mit den Folgen von immer wiederkehrenden Erschöpfungsphasen, Ausgebranntsein und einer tiefen Müdigkeit.« 

Lutz Schulenburg selber schrieb in einem Gedicht zum Tod von Peter Reske:

deshalb kein vergessen
auch wenn du kein mausoleum
hast, kein heldenepos
keine nachrufe der verlogenheit
keinen mythos des unsterblichen

trotzdem, ohne verklärung
ohne rechtfertigung
und diese scheußliche normalität
des verdrängens
bleibst du anwesend
in unseren köpfen, augen
träumen und hoffnungen

 

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