Bewusst sein!

In dem Buch Der Gnostische Kreis von Patrizia Norelli-Bachelet (1975) findet sich der Satz, zu leben bedeute, das Leben in Ewigkeit zu lernen. Wir sind hier, welche Gnade, und wir werden künftig immer hier (oder woanders) sein, jedenfalls: Wir sind und werden sein. Die Unsterblichkeit ist zu erreichen, nicht nur mittels vieler Inkarnationen.

Man kann ja lernen, geistig wach zu sein, während der Körper langsam einschläft, und so sollen Astralreisen möglich sein (ich arbeite seit Jahren daran). Frau Norelli-Bachelet meint nun, man könnte so auch bewusst und klar den Tod hinter sich bringen, vor dem man nur Angst hat, weil man die Auslöschung befürchtet. Wenn man schon hier sein Ego allmählich abwirft, gibt es nichts, vor dem man noch Angst haben könnte.

Alchemie. Bild von Rolf Hannes

Sie schreibt:

Die einzige Täuschung, die es gibt, ist die Täuschung des Todes und die des Ego, das in uns die Furcht vor dem Tod schafft, weil ja das Ego es ist, das beim Tod stirbt, sonst nichts. Darum fürchtet der Mensch, so wie er gegenwärtig beschaffen ist, den Tod. Vom Ego befreit, ist er auch von Todesfurcht frei. Die Auflösung der einen Täuschung bringt die der anderen mit sich. Unter den jetzigen Umständen fürchtete sich der Mensch zu sterben, weil es für ihn den Verlust der bewussten Verbindung mit dem Ich bedeutet. Folglich fürchtete er die Zeit, weil der Fluss der Zeit ihn der Auflösung seines Egos immer näher bringt. Erwirbt er aber mit dem Wahrheitsbewusstsein das Vermögen, auch beim Durchgang durch die Pforten des Todes sein volles Selbstbewusstsein zu behalten, so schreckt und beschränkt ihn die Zeit nicht mehr. 

Furcht ist ja gerade das grösste Hindernis bei dieser Verwirklichung; darum ist jetzt die Zeit, „Krieger“ zu werden. Ein Hauptteil des Initiationsgeschehens, das einen durch die Auflösung des Egos führt, ist die Furcht; man durchlebt buchstäblich die Todeserfahrung, wird von jenen Begrenzungen bedrückt, und erst wenn die Furcht bezwungen und man ins Leere, ins Unbekannte gesprungen ist, kommt die wahre Befreiung. Im Schlaf und im Traumzustand treten die gleichen Umstände auf: Es gilt, bewusst zu „sterben“, um bewusst durch die subtileren Ebenen zu gelangen. Es ist ein Vorgang des „Loslassens“, und zunächst kann einen während solcher nächtlicher Erfahrungen gehörige Furcht ergreifen.

Ende Oktober erzählte mir in Rom bei einer Konferenz eine Ärztin, sie habe ein außerkörperliches Erlebnis gehabt. In ihrem Schlafzimmer habe sich oben an der Decke ein Licht gezeigt, und ein Lichtwesen habe sie eingeladen, zu ihm zu kommen; sie schwebte schon hoch, dem Licht entgegen, doch dann fiel ihr ihr Körper ein, der hilflos unten auf dem Bett lag, und zisch! flog sie wieder zurück und schlüpfte in ihren Körper. Sie flog zurück, denn ihr Bewusstsein, ihre Seele war in ihrem Astralkörper, dem Doppel, das nachts sich erhebt. Der Körper ist nur sein Instrument. Wir sind unendlich.

 

 

 

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