Gebet und Heilung

Ich bin noch in Rom, also nah am Vatikan, dem Zentrum der Christenheit. Aber zu einem Höchsten Wesen wird in allen Erdteilen gebetet — seit es Menschen gibt. Und Beten wirkt Wunder. Man hat sogar versucht, wissenschaftlich nachzuweisen, dass Gebete hilfreich sind.

  

Der amerikanische Autor Larry Dossey meint: »Oftmals geht der Heilung eine besinnliche, gebetsähnliche Haltung  der Ergebenheit und der Annahme voraus, nicht das kraftvolle, aggressive Gebet für bestimmte Resultate, einschließlich der Ausmerzung des Krebses.« Alle spirituellen Disziplinen betonen Demut und Sensibilität; zielgerichtetes Tun und Machtwille stehen dem entgegen.  

Ein griechischer Feuertänzer erläuterte einmal: »Wenn dich die Heiligen rufen, damit du ins Feuer gehst, dann denkst du nicht, dass das Feuer dein Feind ist; du empfindest es, als wäre es dein Ehemann oder deine Frau. Du empfindest Liebe für das Feuer … Du gehst freudig ins Feuer.« Der veränderte Bewusstseinszustand beim Feuerlauf kann anscheinend den Körper beeinflussen und die Fußsohlen schützen.  

Der Amerikaner William Braud, der Studien zu Gebetswirkung und Heilung durchgeführt hat, meinte, dass seine Ergebnisse auf eine „tiefe und innere Verbundenheit zwischen Menschen und auch zwischen Menschen und der ganzen belebten und unbelebten Natur“ schließen ließen. In einem Kapitel des Buches Distant Mental Influence (2003) schreibt Braud über eine überzeugende Studie, die 1988 publiziert wurde.  Der Kardiologe Randolph Byrd hatte 393 Patienten einer Herzklinik ausgewählt, die dem Experiment zustimmten. Sie wurden in zwei Gruppen aufgeteilt.

Für 192 Patienten wurde über zehn Monate hinweg gebetet, während 201 Patienten die Kontrollgruppe bildeten, für die nicht gebetet wurde. Keiner der Patienten wusste, ob für ihn gebetet wurde oder nicht. Resultat: Die Kranken, für die gebetet worden war, brauchten nur ein Fünftel der Antibiotika der anderen, für die nicht gebetet wurde, und sie hatten weniger Lungenödeme und brauchten seltener Intubation.

Aus der Gruppe der Patienten, für die gebetet wurde, starben weniger; leider starben nicht so viel weniger, dass man mit gutem wissenschaftlichem Gewissen sagen hätte können, das Beten hätte Leben gerettet. Schade. Erfolgreicher erwiesen sich Studien zum remote mental influence (geistige Fernwirkung) auf Bakterien, Hefekolonien, Pflanzen, Fische, Mäuse und Ratten.    

Gesehen in Nordwestfrankreich

Der Engländer Robert Crookall schreibt, Beten auf der Grundlage absoluten Glaubens habe in vielen Ländern zu vielen Zeiten Verblüffendes bewirkt. Hermann Francke (1663−1727) sei es gelungen, an die 3000 Kinder nur durch innige Gebete zu speisen und zu erziehen; der Arzt Jung-Stilling (1740−1817) will durch Wunder, bewirkt durch Gebete, seine Erziehung erhalten haben; Jean Baptiste Vianney, der Pfarrer von Ars (1786−1859) heilte durch Gebet zahlreiche Kranke, und George Müller tat das in Bristol.  

Es gibt viele Geschichten über Wunderheilungen, aber wenige lassen sich bestätigen. Besser nennen wir sie vielleicht unerklärliche Heilungen, wie Gabriella Toti ihren Vortrag bei unserer Konferenz am vergangenen Samstag nannte, wobei das Problem im Adjektiv »unerklärlich« (inspiegabile) steckt. Aber mit gemeint ist vermutlich »nach unserem Kenntnisstand«. UFOs heißen Unidentified flying objects, also unidentifizierte Flugobjekte und nicht »unidentifizierbare«.  Wir wissen eben noch nicht genug. 

Die katholische Kirche geht naturgemäß sehr vorsichtig mit derartigen Heilungsberichten um. Kardinal Javier Lozano Barragán, den ich zum Heiligen Jahr 2000 im Vatikan interviewte (da war er noch Erzbischof), sagte: »Viele Zeugeneinvernahmen, Stellungnahmen und Gutachten sind nötig, bis Ärzte erklären können, dass eine Heilung nicht mit natürlichen Ursachen zu erklären ist. Das ist ein schwieriger Prozess.« 

Professor Andreas Resch aus Innsbruck, der 30 Jahre in Rom lehrte, stellt in seinem Buch Die Wunder von Lourdes (2009) 67 Fälle anerkannter Heilungen dar (73 Farbbilder, 125 Seiten) . Es gab sie, die Heilungen durch Gebet und den Glauben, und es gibt sie noch.

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