Die Dämonie des Baggers

Es war nur, weil ich zum x-ten Male am Baggermuseum Ebianum vorbeikam, dass ich beschloss, einmal hineinzuschauen. Es liegt am Rhein in Sichtweite zum Burgturm von Kaiserstuhl, an der Einflugschneise des Flughafens Kloten. Bagger sind nicht für jeden, aber ein Museum, das macht doch neugierig.
Mein lang verstorbener Schwager Leo liebte Traktoren und hätte sich gern zwei in den Garten gestellt: Das erste Exponat im Museum, auf das unser Auge fällt, ist ein Bührer GB4 von 1938 mit 50 PS.

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Aber Bagger? Die sind für den privaten Garten entschieden zu groß. Ein kleine Planierraupe ginge, würde vielleicht auch von der Gattin toleriert, obwohl man sich die fassungslosen Blicke von Gästen vorstellen kann. Bei der Gartenparty hätte man oben den Überblick. Der Bulldozer Caterpillar D2 von 1948 bietet sich an, mit etwas über drei Tonnen nicht mal allzu schwer.

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Er macht aber etwas angst, finde ich. Der Raupenlader Caterpillar HAT 14, gebaut 1950, gibt sogar ein dämonisches Bild ab, wie ein Tier aus urweltlicher Zeit.

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Das Museum Ebianum ist vergangenes Jahr eröffnet worden. Erstaunlich professionell ist es gestaltet. Bis es in die Haupthalle geht, wird man durch schummrige Räume geführt, muss einen schwarzen Vorhang passieren sowie einen holzgetäfelten Korridor mit Bildern. Auch auf Details wurde geachtet: Hübsch ist der Schreibtisch von 1970 und sind die Reste eines Imbisses neben einem Arbeitsgerät. Die Raupen und Bagger sind natürlich riesig groß. Der größte Bagger weltweit soll übrigens 96 Meter hoch und 215 Meter lang sein und 12.500 Tonnen wiegen. Die hier aufgestellten passen unters Dach der Halle.

Man hat sich künstlerisch ausgelebt. Die Wand gegenüber der Museumsrezeption würde sich auch in einem Museum der Moderne gut machen, neben den Installationen von Sol LeWitt und den Stahlträgern von Donald Judd.

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Im ersten Raum (mit dem Traktor) hören wir im Hintergrund Schleifen und B0hren, Feilen und Brummen, als eine Art musikalischen Hintergrund, und dazu ein Detail aus einem Raupenbagger betrachtet, denkt man unwillkürlich an Jean Tinguely, den Schweizer Künstler, der sinnlose Geräte zusammenschweißte, die unaufhörlich ins Leere arbeiten und sich drehen, kurbeln und rotieren.

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Dieser ganze Wahnsinn, denkt man, dieses Maschinenbaus. Da sehen wir also in der Haupthalle diese Monstergeräte, erschaffen vom kleinen Menschen, damit er auf effiziente Weise der Erde zu Leibe rücken kann, buchstäblich. Der Mensch schändet die Erde, die er sich laut Bibel untertan machen soll. Er dringt in sie ein, er durchfurcht sie, durchwühlt sie, höhlt, schachtet und beutet sie aus; oder er baut einen Keller ein und ein Haus darauf, davor einen schön fugenlos geplättelten Platz, und der Rest wird plattplaniert, dass alles kantig ist und stimmt.

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In erster Linie geht es im Museum um die heute noch tätige Firma Eberhard (daher Ebianum) und deren Erfolgsweg durch schwere Zeit (»Die Transportkapazität musste dank florierendem Geschäft stetig erhöht werden.«) Und um die Geschichte ihres Ankaufs der Geräte, also keinesfalls um die Geschichte des Baggers. Die Begeisterung über ihr Projekt hat die Familie Eberhard davongetragen, das ist aber legitim. Wikipedia hat Einträge zu Raupe und Bagger, doch über die Herkunft der Maschinen (oder wann die ersten liefen) erfahren wir nichts, dafür mehr über Modelle (der Schürfkübelbagger zum Beispiel).

Lastwagen haben sie auch. Legendär ist der Saurer aus Arbon am Bodensee, und so wie unten muss man einen Schweizer Berna fotografieren; das erinnert an den Film »Lohn der Angst«. Damit beschließen wir unseren Blick in die Welt der harten Arbeit, die zum Glück Maschinen tun.

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