Flugverkehr (53): Immelmann, Boelcke, von Richthofen

In einem meiner ersten manipogo-Beiträge im August 2012 wurden die drei populärsten deutschen Weltkriegs-Jagdpiloten erwähnt: Immelmann, Boelcke und Richthofen. In meinem Beitrag heute kommen alle drei vor.
Max Immelmann starb am 18. Juni 1916 in den Trümmern seiner Fokker, vermutlich abgeschossen von der eigenen Artillerie. Richthofen schreibt in seinem Buch Der rote Kampfflieger in einem Brief vom 22. Juni aus Verdun: »Was habt ihr zu Immelmanns Tod gesagt? Auf die Dauer glaubt eben jeder mal dran. ― Auch Boelcke.« Das vorherzusagen war nicht schwer. Der große Boelcke, den mit Immelmann eine Freundschaft verbunden hatte, war ein berühmter Mann. Am frühen Morgen im August 1916 klopfte er an Richthofens Tür und fragte ihn, ob er in seiner Truppe mitfliegen wolle. »Es waren schöne Zeiten bei unserer Jagdstaffel«“, schreibt der Schüler. »Die Möglichkeit, dass einer im Stich gelassen wurde, gab es nicht.« Am 28. Oktober 1916 berührten sich zwei deutsche Flugzeuge während eines Kampfes in der Luft, Oswald Boelcke muss im Kurvengleitflug nieder, doch ist eine seiner Tragflächen gebrochen, und sein Maschine stürzt steil ab. »Unser Boelcke tot!«

Beisetzung Boelckes. Richthofen trägt das Ehrenkissen

Beisetzung Boelckes. Richthofen trägt das Ehrenkissen

Richthofen zeichnete auf: Jeder Mensch, der Boelocke kante, habe sich eingebildet, sein einziger Vertrauter zu sein. Er (Richthofen) habe etwa vierzig Männer kennengelernt, die sich alle für den einzigen intimen Freund Boelckes hielten, der gleichmäßig freundlich zu allen war. »Der einzige, der ihm vielleicht etwas näherstand, hatte das eben beschriebene Unglück mit ihm.« Dieser Mann flog neben Boelcke, und das Sich-Nahe-Stehen führte zu einer Annäherung der beiden Maschinen mit Berühung und Absturz.

Ein englischer Pilot wurde gefangen. »Bei seiner Squadron hat sich das Gerücht verbreitet, dass in der roten Maschine ein Mädchen säße, so etwas Ähnliches wie Jeanne d’Arc.« Der Pilot habe selbst geglaubt, dass »tatsächlich in der pervers angestrichenen Kiste nur eine Jungfrau sitzen konnte« (eigenartig, pervers und Jungfrau in einem Atemzug zu nennen!).

Der junge Mann befleißigt sich des Jargons seiner Zeit und schreibt, wie heute auch junge Männer schreiben: flapsig, lässig, mit Understatement; alles im Griff, immer cool. Manchmal überschreitet er aber Grenzen. Die Staffel sucht ein Kloster auf. »Die Mönche waren nett … Nebenbei bemerkt, hingen drei Tage darauf mehrere von den Gastgebern an dem Laternenpfahl, da sie es sich nicht hatten verkneifen können, sich an dem Krieg zu beteiligen.«

Beim Angriff auf eine Brücke, die von einr russischen Kavallerieschwadron überschritten wurde: »Mein Beobachter schoss feste mit dem Maschinengewehr unter die Brüder, und wir hatten einen wilden Spaß daran.« Und er behauptet: »Es kommt bei uns auf nichts anderes an als auf den Abschuss. Schon der gute, ganz uralte Herr Clausewitz hat gesagt, dass im Kriege nichts anderes Sinn hat als die Vernichtung des Gegners.« Antoine de Saint-Éxupéry schrieb dann ein Vierteljahrhundert später, der Krieg sei eine Krankheit, wie Typhus. Der Kult um die erfolgreichen Jagdflieger, deren Luftsiege so wenig Wirkung hatten, wurde grotesk, um dem Volk Helden zu bieten und vom anonymen Gemetzel in den Schützengräben Nordostfrankreichs und Belgiens abzulenken.

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Am Ende des Buches wird Manfred von Richthofen ehrlich. Er sieht den Helden, den er mimt, und er sieht sich selbst. »Ich habe nun so den dunklen Eindruck, als ob aus dem ›Roten Kampfflieger‹ den Leuten ein ganz anderer Richthofen entgegenleuchtet ―als mir selbst zumute ist … Jetzt ist mir gar nicht schnoddrig zumute. … Mir ist nach einem Luftkampf erbärmlich zumute. … Wenn ich meinen Fuß auf den Flugplatz wieder auf den Boden gesetzt habe, dann mache ich, dass ich in meine vier Wände komme, will niemanden sehen und von nichts hören.«

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