500 Jahre Reinheitsgebot
Heute vor 500 Jahren beschlossen die bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. das bayerische Reinheitsgebot, das Bier betreffend. Hopfen und Malz, Wasser und Hefe, mehr braucht es nicht. Man könnte sagen, dass das Bier ein sehr reines Lebensmittel sei, wären kürzlich nicht in Proben Pestizide gefunden worden. Das war ein Warnschuss!
Schon die alten Ägypter haben Bier gebraut. Im Papyrus Eber wird es erwähnt. 1995 wurde der 23. April auch von der UNESCO zum Welttag des Buches erklärt. Johann Gutenberg (1400-1468) erfand um 1450 den Buchdruck mit beweglichen Lettern. Wieder ein Deutscher! Vorher hatte man Bücher abschreiben müssen. Mancher Mönch brachte damit sein ganzes Leben zu und trank dazu auch gern Bier. Somit sind beide, die noch dazu mit demselben Buchstaben beginnen, auf Ewigkeit zusammengegossen … in Blei gegossen wurden die Lettern für den Bleisatz, in Masskrüge gegossen das vergorene Getränk für den leiblichen Einsatz.
»Die Bierbrauerei ist ein altes alchemistisches bzw. chemisch-technisches Verfahren. Bier war möglicherweise sogar das erste Getränk, das durch alkoholische Gärung aus stärkehaltigen Rohstoffen gewonnen wurde und berauschend wirkte«, schreibt Helmut Gebelein in seinem Buch Alchemie, in dem er am Ende eine Beschreibung des Brau-Akts von Basilius Valentinus liefert. Basilius war ein Benediktinermönch aus Erfurt und lebte im 15. Jahrhundert, also noch vor dem Reinheitsgebot. Genießen wir ein paar Auszüge (mein Getränk beim Abtippen: Alpirsbacher Klosterbräu Pils):
Wann der Künstler aus Gersten, Weitzen oder anderem Geträidig ein Bier bereiten oder brauen will, so muss er diese Gradus zuvor alle vollkommen durchlauffen, eher er die edelste Krafft und Essenz daraus zwingen, und zu einem würckenden Treacncke bringen kan. (…) … So geschieht durch die Clarification eine neue Separatio, dass man dann solchem gebraueten, zugerichteten Getränk ein wenig Hefen zusetzt, welche dem Biere eine innerliche Entzündung bringt, dass sichs in sich selbsten erhebt, und eine Absonderung und Scheidung geschiehet des Trüben von dem Klaren, und des Unreinen von dem Reinen, durch seine Vergährung, dadurch demnach das Bier allererst seine vollständige Würckung überkömmt zu penetriren und dasjenige zu vollbringen, darzu, und an welchem Ende dasselbe administriret worden, welches aber sonsten nicht geschehen kan, dieweil der würckende Spiritus durch die Unreinigkeit sein Amt zu vollbringen verhindert wird …
Das bayerische Fernsehen widmete dem Reinheitsgebot zahlreiche Sondersendungen. In einer erklärte Prinz Luitpold von Bayern, Urenkel des letzten bayerischen Königs und Herr auf Schloss Kaltenberg (König Ludwig Bier), der Bierumsatz habe Bayern erst zu einem Flächenstaat gemacht und ihm Wohlstand gebracht. Gerste wollte man, um das andere Getreide zu schonen, da es immer zuwenig zu essen gab. 200 Jahre lang sei Bier das bayerische Hauptnahrungsmittel gewesen. Der Prinz hat ein Buch geschrieben: Ohne Bayern kein Bier, ohne Bier kein Bayern. Heute sollen bei einem Festgottesdienst auf Kaltenberg, dem Ort der großen Ritterspiele, 1300 Blechbläser die Schubertmesse spielen, und danach will man den ganzen Tag das bayerische Reinheitsgebot feiern. Die Mass Bier kostet 500 Cent, einen Cent für jedes Jahr.
Wer noch mehr wissen will, kann Ende des Monats und den ganzen Sommer über Kloster Aldersbach im Passauer Land besuchen. Dort findet die bayerische Landesausstellung Bier in Bayern statt (täglich von 29. April bis 30. Oktober von 9 bis 18 Uhr geöffnet). Ein einmaliger Streifzug durch die bayerische Biergeschichte wird zugesichert. Bier sei Bayerns »fünftes Element«, heißt es in der Werbung dafür! Die Autoren wissen bestimmt nicht, dass die quinta essentia, das fünfte Element, im Spätmittelalter als der Äther galt, das »unvergängliche Licht und Feuer, das aber nicht wie das irdische verlöschen kann« (Wieland).