Malteser in Heitersheim
Seit 25 Jahren bin ich on and off im Markgräflerland anwesend, und wie oft bin ich am Heitersheimer Malteserschloss vorbeigeradelt! Jetzt besuchte ich das dortige Museum, denn das Schloss war 300 Jahre Sitz des deutschen Großpriorats des Souveränen Malteserordens.
Aber was sind 25 Jahre angesichts der 968 Jahre währenden Geschichte des Ordens? Wikipedia erklärt uns:
Die Herrschaft Heitersheim war Sitz der „Deutschen Zunge“ und damit der administrative Mittelpunkt der Malteserorden-Niederlassung (Johanniter) für das Heilige Römische Reich und Sitz des Großpriors ab 1505.
1806 war diese Episode zu Ende. Seit 1834 hat der souveräne Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta seinen Sitz in Rom, Via Condotti 68, unterhält offizielle diplomatische Beziehungen zu über 100 Staaten und der Europäischen Union. Die auch Souveräne Malteserorden genannte Vereinigung ist auch ständiger Beobachter bei den Vereinten Nationen. So eine Kleidung wie rechts kommt dem Würdenträger zu.
1048 in Jerusalem fing es an. Von der Homepage:
Kaufleute aus der alten Seerepublik Amalfi erhielten damals vom Kalifen von Ägypten die Genehmigung, in Jerusalem eine Kirche, ein Konvent und ein Hospital zu errichten, um Pilgern, ohne Unterschied des Glaubens und der Rasse, Schutz und Obdach gewähren zu können. Der Orden vom Hl. Johannes zu Jerusalem – die Klostergemeinschaft, die mit der Leitung des Hospitals betraut wurde – erlangt unter der Leitung des Seligen Bruder Gerhard die Unabhängigkeit. Mit der Bulle vom 15. Februar 1113 stellt Papst Paschalis II. das Hospital unter den Schutz der Kirche, mit dem Recht, sich seine Leitung frei zu wählen, unabhängig von religiösen oder sonstigen Laienautoritäten. Durch die Bulle erhält das Hospital den Status eines religiösen Laienordens. Die Ritter sind Religiose, verpflichtet durch die drei monastischen Gelübde der Armut, der Enthaltsamkeit und des Gehorsams.
1291 fiel Akkon. Das Heilige Land ging den Kreuzrittern verloren, die Kreuzzüge waren gescheitert, der Hospitalorden zog weiter nach Zypern, dehnte sich dort aus, musste 1310 nach Rhodos übersiedeln und 1530 nach Malta ― daher der »Malteserorden«. 1798 besetzten Napoleon Bonapartes Truppen Malta, die Ritter durften nicht gegen Christen kämpfen und mussten die Insel verlassen. Wieder unruhige Jahre mit Stützpunkten in Catania und Messina, bis der Orden sich 1834 endgültig in Rom niederließ.
Heute sind die Malteser und Johanniter ein Hilfsdienst für Kranke. Der Orden hat einen auf Lebenszeit gewählten Großmeister (Fra Matthew Festing) und eine Regierung, dessen Souveräner Rat aus dem Großkomtur, dem Großkanzler, dem Großhospitalier und dem Rezeptor des Gemeinsamen Schatzamtes besteht. Der Regierung gehören noch weitere sechs Würdenträger an.
Das Museum im Heitersheimer Schloss bietet Uniformen und Ehrenzeichen, Schriftstücke und Insignien. In einem kellerartigen, fensterlosen Raum steht eine Pritsche, und ein Ritterhemd, Schwert und Helm liegen bereit, und eine Inschrift gibt bekannt, die Kleidung könne, ja solle angelegt werden! Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. So trete ich als Manfred von Hohenstaufen an (1234-1266), Sohn Friedrichs II. und König von Sizilien, über dessen Leben ich schon oft geschrieben habe. Die Pose täuscht: Dieser »Poser« ist sowenig ein echter Krieger, wie Manfred einer war; er liebt die Poesie und das gewaltfreie Leben am Meer, wie sein Ahnherr es liebte. Doch das Ritterleben fasziniert; das 13. Jahrhundert war zwar eine grausame Zeit, aber auch die der Troubadoure, die Frauen beschwärmten und die Toleranz beherzigten. ― Das Museum ist von Mai bis Oktober jeweils am Mittwoch und Samstag von 13 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Auf der Seite Kritische Ausgabe plus habe ich mehrmals über Ritter geschrieben: über Manfred von Hohenstaufen, den Ritterroman Ivanhoe von Walter Scott und den Gralszyklus.