Lohn der Angst
Ich hatte ein paar Spielzeugautos herausgelegt, Baufahrzeuge, damit sich der kleine Marlon von oben eines aussuchen konnte. Ein gelber Lastwagen erinnerte mich an etwas … an den Film Lohn der Angst (1953) von Henri-Georges Clouzot. Den hatte ich als Kind gesehen und nie mehr vergessen, weil er so verdammt tragisch war.
Von heute aus gesehen: Die ersten zwanzig Jahre nach dem Krieg wurden vom Existentialismus von Jean-Paul Sartre und Albert Camus geprägt, in Deutschland von der »Kahlschlag-Literatur« von Heinrich Böll und Wolfgang Borchert, der kargen Lyrik von Günter Eich und Paul Celan. Der Krieg hatte keine Illusionen gelassen, die Geschichten wurden, wie es Friedrich Dürrenmatt gefordert hatte, zu ihrem schlimmstmöglichen Ende geführt.
Lohn der Angst ist ein Schwarz-Weiß-Film mit Yves Montand (Mario), Peter van Eyck (Bimba), Charles Vanel (Jo) und Folco Lulli (Luigi). Die vier sind Abenteurer und haben nichts zu verlieren. Sie erklären sich bereit, mit zwei Lastwagen über 500 Kilometer Nitroglyzerin zu transportieren, das bekanntermaßen dazu neigt, bei zu großer Erschütterung zu explodieren. Ein Himmelfahrtskommando. (Für die Fotos habe ich meinen kleinen Lastwagen vor Fotos des Land-Art-Künstlers Hamish Fulton postiert, dessen Buch Wege und Pfade Straßen abbildet, die Fulton abmarschiert ist. Das Buch wollte ich, der 15-Jährige, unbedingt haben.)
Wikipedia schreibt: Der vorausfahrende Wagen mit Bimba und Luigi explodiert und wird vollkommen zerstört. Beim Durchqueren des dabei entstandenen, sich aus einer ebenfalls beschädigten Pipeline mit Rohöl füllenden Kraters wird Jo von Mario überfahren und stirbt kurz vor dem Ziel an den Folgen seiner Beinverletzung. Mario erreicht als einziger lebend mit seiner Fracht den Bestimmungsort und bricht dort erschöpft zusammen. Am nächsten Morgen erhält Mario das doppelte Honorar, sein eigenes und das des verstorbenen Jo. Für die Rückfahrt nach Las Piedras wird ihm ein Fahrer angeboten, er besteht jedoch darauf, selbst zu fahren. Unterwegs wird er von Euphorie ergriffen, stürzt mit seinem Wagen in eine steile Schlucht und kommt dabei ebenfalls ums Leben. Tragisch.
Und noch ein tragischer Epilog: Der 1921 geborene französische Chansonnier Yves Montand, der den Mario spielte, starb »1991 kurz nach Beendigung der Dreharbeiten zu seinem letzten Film an einem Herzanfall. In einem Interview sagte Jean-Jacques Beineix: ›Er starb am Filmset (von IP5 – Die Insel der Dickhäuter)… Am letzten Drehtag, nach der allerletzten Szene. Es war die letzte Nacht, und wir mussten einige Szenen nachdrehen. Er beendete, was er zu tun hatte, und dann ist er einfach gestorben. Und der Film erzählt genau die Geschichte eines alten Mannes, der an einem Herzanfall stirbt, was dann in Wirklichkeit auch geschehen ist.« (Wikipedia)