Im Mai: das Fahrrad

Der Monat Mai wird bei manipogo dem Fahrrad gehören: vollumfänglich, wie der Schweizer sagen würde. Ende des Monats ist die große Veranstaltung in Karlsruhe zu 200 Jahre Drais-Laufmaschine, ich bin dabei, und auch sonst wirft das Fahrrad viele Themen ab. Radeln wir wieder!

Meine ersten Rennradtouren habe ich hinter mir. Da gibt’s immer wieder Auto-Leute, die unbedrängt ganz knapp an einem vorbeifahren, aus Dummheit und Arroganz, und andere hupen oder rasen. Die Trumpisierung der Welt ist anscheinend in vollem Gange. Wer Rad fährt, gehört nicht zu den Protagonisten des Turbo-Kapitalismus. Er gehört zu den Guten.

Und lebt dabei gefährlich. 10 Kilo Rad gegen 1.500 Kilo Auto, da ist der Ausgang klar. Vor über einer Woche, am 22. April um acht (als ich mich gerade von der Matratze erhob …), nahm in Filottrano in den Marken der Fahrer eines Fiat-Lieferwagens einem Rennradler die Vorfahrt und traf ihn voll (»Hab ihn nicht gesehen.«). Der Radfahrer wurde durch die Luft geschleudert, prallte auf den Boden und war sofort tot. Es handelte sich um den Adler von Filottrano, Michele Scarponi, den Sieger des Giro d’Italia 2011, 37 Jahre alt, tätig für die Mannschaft Astana, für die er noch einmal, vielleicht ein letztes Mal, den Giro bestreiten wollte: zum ersten Mal als Kapitän. Seinen beiden kleinen Kindern hatte er am Abend zuvor noch etwas zugetwittert, und vielleicht schliefen sich noch, als ihr Papa seinen letzten Flug antrat und zur Pasta am frühen Nachmittag nicht mehr heimkommen würde. Im Jahr 2015 starben 252 Radfahrer in Italien. Wer ist der nächste? fragt die Zeitung La Repubblica.

Ich muss noch erwähnen dürfen, dass ich am 13. August 2013 den Artikel Außer Kontrolle im Programm hatte. Mir war aufgefallen, dass immer öfter Automobile in Fußgängergruppen rasten. Früher gab es das fast nie. Das Auto als Waffe. Junge Männer drehten vor Discos durch, andere töteten ihre Freundinnen, in Italien ist das alles vorgekommen; andere waren betrunken und voller Aggressionen, und man hatte das Gefühl, vor einem neuen Phänomen zu stehen, das lautlos um sich griff; und dann kam der »Islamische Staat« mit seiner teuflischen Methode, Automobile gegen Zivilpersonen einzusetzen … Nizza, Berlin, Stockholm, London, alles in einem Jahr. Durch Autos sterben viele Menschen, weil das Tempo zu hoch ist und die Fahrer überfordert sind; aber die Terror-Taten haben unsere Wahrnehmung verändert, ohne Einfluss auf den Fahrstil mancher Idioten zu nehmen.

Widmen wir Scarponi diesen Monat. Ich habe ein paar Radsport-Bücher gelesen, und Mitte des Monats werde ich auf manipogo Das Jahrhundertrennen publizieren, einen langen Roman in Versen, den niemand drucken mag. Und die Saison beginnt so richtig. Wie kalt es immer noch war! Man musste mit Handschuhen ausfahren, und am 18. April holte ich sogar wieder meine Stiefel aus dem Keller, weil es galt, nachts von Freiburg heimzukommen.

Nachts in Leverkusen, am Bahnhof

Nachts in Leverkusen, am Bahnhof

Pumpt also die Reifen auf, ölt die Kette, dehnt die Muskeln! Die Welt wartet auf euch. Mein Roman Kritische Masse – vor zehn Jahren als Mörderisches Rom erschienen – ist veröffentlicht worden, zunächst als E-Book (mehr darüber am 4. Mai), und im Sommer werden auch gedruckte Exemplare vorliegen.  Radsport furios lag sogar einmal, am 17. April, bei amazon auf Platz eins der E-Bücher im Spektrum Radfahren/Biken. Das gibt Hoffnung.

Also hinein in den Radfahr-Monat! Ich wünsche unfallfreie Fahrt und schöne Touren. Seid vorsichtig! Nehmt Blickkontakt zu den Autofahrern auf und rechnet damit, dass einer einfach einfährt in die Kreuzung. Mehr können wir nicht tun.

2 Kommentare zu “Im Mai: das Fahrrad”

  1. Stefan

    Hallo Manfred, das ist natürlich der Hbf Köln, der Bahnhof in Lev war das Wartehäuschen unweit der 5 Gleise und 4 Bahnsteige. Ich freue mich auf den Fahrrad-Monat bei manipogo (wann ist der nicht?) und bin gespannt auf Deinen Versroman. Ich habe schon vorauseilenden Gehorsam walten lassen, bin gerade auf einem Radausflug im Münsterland, gestern super Wetter, heute regnet’s, da fahre ich lieber wieder Auto… Servus und auf bald, Stefan

  2. web108

    Hallo Stefan! Das ist schön, ein Kommentar von dir, aus dem Norden und Rheinnähe! Stell dir vor, ich wollte dir kürzlich ein Geschenk zukommen lassen (ein winziges Buch, die El-Greco-Geschichte von Stefan Andres), und es kam zurück. Da hatte ich wohl die falsche Adresse. Aber schön, dass du aus der Deckung kommst und auch Rad fährst. So triffst du vielleicht einmal Rudi!? Ciao servus Manfred.