Das Zentrum des Souk

An einem Abend im Solzburger Café Downtown ging es um ein deutsches Kind, das in Istanbul (früher: Stambul) gern den zentralen Souk aufsuchte, den mit 19 Eingängen, der aber den ersten, ursprünglichen Souk verdeckte. In diesen ging es durch eiserne Türen, sagte die Referentin, und im Zentrum stand … nun was?

Ein neuer Gedanke war da, und ich bin überglücklich über einen Gedanken, der mich im Verständnis des Menschen weiterbringt. Daran ist weiterzuarbeiten. Denn im Zentrum des alten Souk stand … ein Brunnen. Einer mit fließendem Wasser.

Brunnen im Etrukserland

Brunnen im Etrukserland

Da fiel es mir ein: Auch in Städten bildet ein Brunnen oft das Zentrum eines Platzes, in Dörfern auch, und immer muss das Wasser rinnen. Ich dachte an die Gnostiker, die sich nur in fließendem Wasser taufen ließen und an Christus, der sagte, er sei das  Wasser des Lebens. Der Brunnen ist wohl ein Symbol für den Ursprung des Lebens: für etwas, das nicht aufhört zu fließen. Ihr werdet das Wasser des Lebens haben. Das fließende Wasser war auch immer ein Symbol für den Heiligen Geist, und wir haben ja Pfingstmontag.

Es war aber daselbst Jakobs Brunnen. Da nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich also an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!  Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen.  Nun spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie begehrst du, ein Jude, von mir zu trinken, die ich eine Samariterin bin? (Denn die Juden haben keinen Verkehr mit den Samaritern.) Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes erkenntest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken! so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser! (Johannes 4,7-11)

Die Wüstenvölker wissen, dass Wasser lebensnotwendig ist. Ein Moslem, der im Sterben liegt, darf nicht durstig sterben; man muss ihm immer etwas zu trinken reichen. In den Religionen, die aus dem Orient stammen, war Wasser immer gleichbedeutend mit Leben. Aber fließen muss es, immer in Bewegung sein muss es, immer dieselbe Substanz und immer neu, belebend wie der Geist.

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