Zur Madonna del Ghisallo

Papst Pius XII. ernannte 1949 die Selige Jungfrau Maria als Madonna del Ghisallo zur Patronin der Radfahrer (und Radfahrerinnen). 2006 dann weihte Benedikt XVI. – unser bayerischer Papst – den Schlusstein für das Museum des Radsports oben auf dem Berg am Comer See. Dahin musste mich mein Weg einmal führen. Man muss hin.

Mit dem Rennrad muss man hin. Ein Sonntag Ende August gab mir die Chance. Die Ferienwohnung bei Lugano lag 30 Kilometer von Menaggio entfernt, die Fähre bringt einen über den Comer See nach Bellagio, und dann geht es steile Serpentinen hinan, hoch auf 754 Meter. Dort steht eine Wallfahrtskirche, und daneben breitet sich der flache Museumsbau aus (schön von Davide Bergna in die Landschaft gesetzt), und eine Statue zweier Radsportler symbolisiert den eigenen Gipfelsieg.

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Die Szenerie ist großartig. Zu Häupten des Comer Sees und mit Blick auf Berge steht das Heiligtum für den Radsport. (Ich habe so viele Bilder gemacht, dass ich sie auf zwei Beiträge verteilen muss.) Italien hat dem Radsport so viel gegeben, dass man dem Museum Glück wünschen muss.

Räder und Berge.

Räder und Berge.

Fiorenzo Magni, der dritte Mann in der von Gino Bartali und Fausto Coppi geprägten Epoche (etwa von 1938 bis 1960), hat sich sehr für das Museum verwendet, das schwierige Jahre hatte.

Fiorenzo Magni zu seiner besten Zeit. Er konnte leiden wie kein Zweiter

Fiorenzo Magni zu seiner besten Zeit. Er konnte leiden wie kein Zweiter

Ein paar Bilder sollen den Aufrisss des Museums zeigen. Es geht auf Rampen hinunter, vorbei am Café, hinein in die riesige Ausstellungshalle mit vielen Rädern, Vitrinen und Nischen mit Videos und ausgewählten Sparten. Sogar dem Frauenradsport hat man eine kleine Ecke gewidmet; das muss besonders gewürdigt werden.

Der Weg hinab in die Halle

Der Weg hinab in die Halle

Hinten: das Café

Hinten: das Café

Die Rückwand: unsere Helden

Die Rückwand: unsere Helden

Die Nische für den Frauen-Radsport

Die Nische für den Frauen-Radsport

Räder und Trikots werde ich dann in zwei Tagen präsentieren. Schön, das alles; aber ein Museum ist immer eine tote Angelegenheit. Die klösterliche Stille, die sonst willkommen ist, irritiert. Radsport ist Bewegung, Lärm, Chaos. Das findet man auf dem Ghisallo nicht. Es ist eine Kathedrale für den Radsport, und das Chaos findet man vielleicht in den Videos, die man anschauen kann. Was sonst stören würde, vermisste ich hier: Geräusche, Trubel, Stimmen und Ansagen.

Ich kann Museen nicht mehr viel abgewinnen. Objekte und Geschehnisse sind eingefroren und haben ihr Leben eingebüßt. Gerade beim Radsport, der ja so viel Leben ist, muss man das bedauern. Doch der Radsport muss seine heilige Stätte haben. Wer hochfährt zum Ghisallo, erfährt am eigenen Leib, was Radfahren bedeutet.

Ein Kommentar zu “Zur Madonna del Ghisallo”

  1. Regina

    Lieber Mandy! die Berge kann man, wenn schon mit Rad, Zelt, Kids und Gepäck, nur „unter Qualen“ und viel Pausen an schönen Ausblickspunkten genießen unterschreibt auch Jan! Viele Grüße Gina, Jan