Sternenkriege

Das Neue Jahr fing für mich übrigens damit an, dass ich ein Glas mit rotem Sekt hinunterwarf und zerstörte. Gut, Scherben bringen Glück. Dann Film 10 der Staffel 3 von Fargo mit Fransizska gesehen. Großartig und spannend. Und kürzlich sogar im Kino Star Wars, Film 8. Mit der Science-Fiction liebenden Giovanna.

Das ist ja eine mörderische Materialschlacht. Der Abspann – also die Liste der beteiligten Digital-Soldatinnen und –Soldaten – wollte kein Ende nehmen, an dem Film waren wohl 1000 Menschen beteiligt. Viele Filme, die in der Zukunft spielen, haben am Ende ja ein Showdown, einen Schlagabtausch. Star Wars aber war Krieg in Permanenz, unterbrochen nur von ein paar Einstellungen auf Kommandobrücken und auf einer unwirtlichen Insel, die Luke Skywalker bewohnt.

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Nicht nur goutieren die Zuschauer diese Hi-Tech-Weltraumschlacht, sie lieben sie. Mehr als eine Milliarde Dollar hat der Film weltweit bereits eingespielt. Dass man erfährt, wie es weitergeht mit Luke und den anderen, ist nur ein Nebeneffekt. Atemlos verfolgt man das Duell zwischen der First Order und der Resistance – dem Widerstand gegen die Diktatur, deren Kämpfer natürlich als Rebellen abqualifiziert werden,was eigentlich die Definition der Herrschenden ist. Der Rebell ist illegal, der Widerständler führt einen (seiner und anderer Meinung nach) berechtigten Kampf.

Auch Macht und Kraft werden austauschbar behandelt. May the force be with you heißt: Möge die Kraft mit dir sein. Macht ist etwas Anderes, man soll sie nicht unbedingt haben wollen, und wenn man sie hat, ist sie sanft auszuüben. Die Bösen sitzen bei Star Wars im intensiven roten Licht, und man denkt immer an die Nationalsozialisten, und die Guten ziehen sich auf Inseln zurück, beherrschen Magie und haben alte, ehrwürdige Bücher. Die Guten sind gut, weil sie so definiert sind; aber sie kämpfen wie die Bösen. Wer die vorherigen Filme nicht kennt, weiß nicht, warum die Bösen böse sind. Sie sind bloß hässlich und härter zu ihren Mitmenschen als die anderen.

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Nach Lektüre des neuen Hefts BIG Business Crime Control (4/2017) weiß man, dass die Bösen immer im Verborgenen tätig sind. Wir erfahren, dass der Schweizer Peter Fahr in seinem neuen Gedichtband Dekadenzen ein Werk mit dem Titel macht hat. Das Gedicht ist ein Wort: lächelt. macht lächelt. Wirtschaftsmacht lächelt, weil die Politik ihr zu Diensten ist und darum große Profite mit großen Projekten winken.

The First Order besteht aus weltweit tätigen Konzernen und Holdings, die arme Kleinbauern enteignen, da »ständig auf der Suche nach riesigen Landflächen, um Agrartreibstoffe anzubauen, Nahrungsmittel zu expoertieren oder um damit schlicht zu spekulieren« (Roman Herre, Food First Informations- und Aktions-Netzwerk FIAN). Gewaltsame Vertreibungen in Sambia, Uganda, Kongo und Mosambik sind dokumentiert. Durch den »Flächenhunger von Agrarinvestoren« verlieren Millionen Menschen ihre Existenzgrundlage.

Resistance dagegen ist schwach: die Menschenrechtsorganisation FIAN, Brot für die Welt, Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen. Star Wars ist Kino … und der Sieg der Resistance im Film Heuchelei und eigentlich ein Sieg der First Order, da das eingenommene Geld investiert werden wird, um noch mehr abzuwerfen und die Gier keine Grenzen kennt.

 

Der Artikel hierzu heißt Konzerne »helfen«: Hunger und Arbeitslosigkeit für Afrika, von Gitta Düperthal, S. 33-35, BCC 4/2017)

Dank an Victoria Knopp für Zusendung der Zeitschrift, die dem Star-Wars-Beitrag zu einem (mir selber) unverhofften und schwungvollen Ende verhalf.     

 

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