Valentin liebt
Heute Valentinstag. Da wäre es schön, einen Brief zu veröffentlichen, den er an seine Partnerin Liesl Karlstadt schrieb. Doch noch rechtzeitig las ich auf Wikipedia, dass auch kleinere Internetseiten abgemahnt werden, wenn sie Valentin-Texte ungekürzt veröffentlichen. Die Rechtslage ist klar.
Der unsterbliche Komiker und Komödiant Karl Valentin, der sogar Bertolt Brecht beeinflusste, starb vor 70 Jahren, genau am 9. Februar 1948 in München. Er hatte viel gehungert nach dem Krieg, dann wurde er versehentlich in einem ungeheizten Keller eingeschlossen und holte sich eine Lungenentzündung, von der er sich nicht mehr erholte.
Nach 70 Jahren kann man normalerweise alles veröffentlichen, was ein Autor gescchrieben hat: Sein Werk ist gemeinfrei. Aber halt! Die Regelschutzfrist beginnt erst am Anfang des Jahres, das auf seinen Tod folgt. Ab 1. Januar 2019 ist Valentins Werk gemeinfrei. Ich kann den Liebesbrief also für nächsten Valentinstag ankündigen. Endlich hat Wikipedia einmal praktisch geholfen und mir Probleme erspart.
Es war eine enge Beziehung zwischen Liesl Karlstadt und Karl Valentin. Sie war zehn Jahre jünger und wurde 1892 als Elisabeth Wellano in München geboren. Witzig, dass mein Vater – ab 1966 in Eichenau bei München als Steuerbevollmächtiger tätig – Karlstadts Schwester als Klientin hatte. Wie das kam, weiß ich nicht; und meine Mutter kann es mir nicht erklären.
Liesl und Karl kamen 1911 zueinander, und er überredete sie, sich den Künstlernamen Karlstadt zuzulegen. Der »egozentrische Hypochonder« Valentin, wie er gern bezeichnet wird, hatte schreckliches Lampenfieber, und die Liesl musste ihn immer wieder aufbauen, ihm sogar Texte soufflieren. Die Bindung war eng. Mitte der 1930-er Jahre steckte Liesl Karlstadt ihr ganzes Vermögen in eine Projekt Valentins, das Panoptikum, das man heute am Isartorplatz besichtigen kann, das damals jedoch scheiterte.
1935 unternahm Valentins Partnerin sogar einen Selbstmordversuch. Sie sprang in die Isar, wurde aber gerettet. 1940, nach fast 30 Jahren, endeten ihre gemeinsamen Auftritte, die legendär waren. Man weiß nicht, ob sie eine Liebesbeziehung hatten, aber eine Liebe war es. Sie verbrachte in den 1940-er Jahren zwei Jahre bei den Gebirgsjägern, verkleidet als Mann. Liesl Karlstadt starb 1960 in Garmisch-Partenkirchen. Auf Youtube kann man sich Szenen anschauen, und wir wählen – getreu unserem Lieblingsthema – den Spot Beim Nervenarzt aus. Viel Vergnügen!