Die Seele des Samurai

Das Schwert ist die Seele des Samurai, besagt die Lehre des Zen. Es zerstört den Geist des Bösen, vertritt aber auch »jegliche Kraft, die für das geistige Wohl auf Erden wirkt«, schreibt Daisetz Teitaro Suzuki. »So wird es zur Verkörperung des Lebens und nicht des Todes.« Hat mich interessiert.

Nicht die grimmigen Kämpfer sind interessant, sondern die alten japanischen Schwertschmiede. Ihr Metier war immer heilig. Im ersten Teil des Films Kill Bill von Quentin Tarantino (2003) lässt sich Uma Thurman (Kiddo) in Okinawa von dem berühmten Schmied Hattori Hanzo, der sich von diesem Geschäft zurückgezogen hatte, ein Schwert anfertigen: das beste, das er je schuf. Die Szene ist hier zu sehen.

Japanisches Schwert, Abbildung vom 19. Jahrhundert, Dank an Library of Congress, Wash. D. C.

Japanisches Schwert, Abbildung vom 19. Jahrhundert, Dank an Library of Congress, Wash. D. C.

Daisetz Teitaro Suzuki (1870-1966) erzählt in seinem Buch Zen und die Kultur Japans (1958) die Legende vom Schwertschmied Masamune. Der Schmied ruft einen helfenden Gott herbei, segnet seine Werkstatt, reinigt sich und legt Zeremonialkleidung an. In höchster innerer Anspannung entsteht das Werk. Date Masamune lebte im 12. Jahrhundert, und seine Schwerter wurden gepriesen. Er grub seinen Namen nie in den Griff eines seiner Kunstwerke. Die Masamune-Schwerter waren vom Herz befeuert, dass sogar Blätter ihm auswichen; die Werke seines Schülers Muramasa hingegen waren aufs Töten ausgerichtet.

Illistration zu einem No-Spiel über den Schwertschmied Kokaiji, 19. Jahrhundert. Dank an die Library of Congress, Washington D.C.

Illistration zu einem No-Spiel über den Schwertschmied Kokaiji, 19. Jahrhundert. Dank an die Library of Congress, Washington D.C.

Das obige Bild heißt Sanjō Kolaji no manebigato zu. Utagawa Kunisada (1822-1880) schuf es um 1850, um an ein No-Stück über den Schwertmeister Kolaji zu erinnern. In einem anderen Stück, Kokaiji, geht es um den Meister Kokaiji Munechika, bei dem Kaiser Ichijo, der von 986 bis 1011 regierte, ein Schwert bestellte. Kokaiji suchte aber noch einen Gehiflen, der ihm ebenbürtig war. Er bereitete alles vor, kleidete sich an und sprach dann ein Gebet: Er suche nicht eigenen Ruhm, sondern es gehe um den erhabenen Befehl des Kaisers. Er wünsche sich, dass das Werk gelingen und die Gottheit sich seiner aufrichtigen Gesinnung erbarmen möge.

Da hörte er eine unbekannte Stimme: »Bete, bete, Munechika, mit aller Hingebung und mit allem Ernst! Vertraue auf die Götter, und das Werk wird getan!« Der Kaiser war mit dem Schwert zufrieden und hielt es für würdig, als heilig und Verdienst befördernd in seinem Schatz bewahrt zu werdn, schrieb Suzuki und fährt fort:

DSCN3817Da eine göttliche Kraft bei der Herstellung des Schwerts beteiligt ist, so muss auch sein Eigentümer und Träger dieser Berufung entsprechen: Er soll ein geistiger Mann, nicht ein brutaler Mensch sein. Seine Gesinnung soll im Einklang stehen mit der Seele, die die kalte Fläche des Stahls belebt. Die großen Schwertmeister sind nicht müde geworden, dieses Gefühl in die Herzen ihrer Jünger zu pflanzen. Wenn der Japaner sagt, das Schwert sei die Seele des Samurai, so muss man an all die Tugenden erinnern, von denen oben die Rede war: Treue, Selbstopferung, Ehrfurcht, Wohlwollen und Hingabe an den Glauben. Dain liegt das Wesen des Samurai.

Wie der Samurai mit dem Schwert umgehen kann, damit er siegt und es zuweilen gar nicht braucht, können wir als nächstes erörtern. Da steht in Takuans Brief über das Unbewegte Begreifen.

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