Die Narrenrede

Noch einmal Paulus. Im zweiten Korintherbrief findet sich die zweite Stelle, für die er berühmt ist: die sogenannte Narrenrede (11,16−12,13). Geschrieben wurde der Brief zwischen Sommer 54 und Frühjahr 55. Lange her. Anscheinend gab es Probleme durch fremde Apostel mit falschen Lehren. Das Christentum war ja alles andere als gefestigt, immer wieder mussten die Missionare ihre Schäflein zur Ordnung rufen. Und Paulus tat das, indem er warb und sich kleinmachte. Er sei eben ein Narr. Sympathisch.

»Noch einmal sage ich: Keiner soll mich für einen Narren halten. Tut ihr es aber doch, dann lasst mich auch als Narren gewähren, damit auch ich ein wenig prahlen kann. Was ich hier sage, sage ich nicht im Sinn des Herrn, sondern sozusagen als Narr im falschen Stolz des Prahlers. Da viele Menschen im Sinn dieser Welt prahlen, will ich auch einmal prahlen. Ihr lasst euch die Narren ja gern gefallen, ihr klugen Leute. Denn ihr nehmt es hin, wenn euch jemand versklavt, ausbeutet und in seine Gewalt bringt, wenn jemand anmaßend auftritt und euch ins Gesicht schlägt. Zu meiner Schande muss ich gestehen: Dazu bin ich allerdings zu schwach gewesen.« 

»Womit aber jemand prahlt — ich rede jetzt als Narr —, damit kann auch ich prahlen. Sie sind Hebräer — ich auch. Sie sind Israeliten — ich auch. Sie sind Diener Christi — jetzt rede ich ganz unvernünftig —, ich noch mehr. Ich ertrug mehr Mühsal, war häufiger im Gefängnis, wurde mehr geschlagen, war oft in Todesgefahr. Fünfmal erhielt ich von Juden die neununddreißig Hiebe, dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See.«

»Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch Räuber, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, durchwachte viele Nächte, ertrug Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Blöße. Um von allem anderen zu schweigen, weise ich noch auf den täglichen Andrang zu mir und die Sorge für alle Gemeinden hin.« 

»Wer leidet unter seiner Schwachheit, ohne dass ich mit ihm leide? Wer kommt zu Fall, ohne dass ich von Sorge verzehrt werde? Wenn schon geprahlt sein muss, will ich mit meiner Schwachheit prahlen. Gott, der Vater Jesu, des Herrn, er, der gepriesen ist in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge. In Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damaszener bewachen, um mich festzunehmen. Aber durch ein Fenster wurde ich in einem Korb die Stadtmauer hinuntergelassen, und so entkam ich ihm.«    

 

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