Die Magie des Fußballs

Die Poesie des Fußballs hatte ich einen Beitrag getauft, der vor vier Jahren lief, als uns die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien beschäftigte. Nun: die Magie. Gestern war Volllmond. In einer Menge manipogo-Beiträge kommt das Wort Fußball vor, sicher in 50, und daraus schließt man: Ich mag dieses Spiel. Schauen wir es uns von oben an.

Als ich 14 war, wollte ich auch immerzu Fußball spielen. Leider kam das nur selten vor, meist wurde vom Lehrer Basketball oder Volleyball ausgerufen. Alle wollten wir Fußball spielen. Leg ein paar Leuten einen Ball hin, und es wird gekickt, und dabei wird es lustig. Auch das viele Geld kann das Fußballspiel nicht zerstören. Die Idee ist ewig. Der wahre Fußballspieler würde heute bei den Amateuren kicken, der wahre Trainer die Mannschaft des Ostkongo betreuen.

Fußball und die Politik, von HK

Fußball und die Politik, von HK

Dieses Spiel hat Kraft und Charme, den das komplizierte Regelwerk nur verstärkt. Viele Experten sind seit Jahrezehnten unter uns; irgendwo möchte man kompetent sein. Das nächste Spiel ist immer das schwerste heißt ein 1982 erschienenes Buch von Ror Wolf und war dieses Jahr Fußballbuch Nummer eins beim Südwestfunk. Ror Wolf, Jahrgang 1930, nahm mit diesem Buch nach 15 Jahren Abschied vom Fußball, als dieser noch naiv und witzig war und sich die Hegemonie des FC Bayern gerade ankündigte, da er in den 1980-er Jahren dann sechs Mal Meister wurde.

Gesehen in Saas-Almagell, Juli 20018

Gesehen in Saas-Almagell, Juli 20018

Die schönste Nebensache der Welt wurde zu einem ernsthaften, weltumspannenden Geschäft, das der westlichen Gesellschaft mehr Helden bieten konnte als Hollywood, die Kunst und die Politik zusamnmen. Dieser Typus des Fußball spielenden Helden passt zu dieser geistesfernen, spektakelwütigen Zeit. Manchmal meint man, sich mitten in einem Alptraum zu befinden, wenn ein Spieler eine Million Euro im Monat verdient und für 100 oder 200 Millionen verkauft wird.

Freiburg, Stadion, 2017

Freiburg, Stadion, 2017

Der wahre Held ist für mich natürlich der Trainer. Er bekommt seine hohe Gage zu Recht. Er ist der Magier, der die Spielzüge plant und gleichzeitig aus elf Menschen ein Team bastelt, indem er sie versteht und respektiert. Doch er ist kein unumschränkter Herrscher mehr und hat weniger Macht als ein Ministerpräsident. Der Manager und der Präsident kontrollieren ihn. Er ist nur mehr ein hochdotierter Abschusskandidat. Das Volk will Entertainment und Köpfe rollen sehen.

Freiburg, Stadion, 2014

Freiburg, Stadion, 2014

Fußball ist ein Planet für sich ohne Entwicklungen, die man irgendwie nutzen könnte. Es ist und bleibt ein Spiel. Glück und Pech spielen immer eine Rolle, weil da ein Ball rollt (dazu nun Der letzte Ball mit einem wunderschönen Gedicht von Ror Wolf), und all das Gequatsche klingt immer, als sei Fußball Mathematik.

Die Wunder, die er uns schenkt, sind beglückend, aber von kurzer Dauer. Ruhm ist vergänglich. Die Emotionen verfliegen. Was bleibt, sind die Werte Fairness, Mannschaftsgeist, sich erproben, nicht verzweifeln, ans Limit gehen. Im Spiel zeigt sich das Unbewusste, und wer mit sich zu Rate geht, kann durch den Fußballsport wachsen.

 

Ein paar Beiträge über Fußball auf manipogo:
Walaceks Traum — Brazil 88Das EndspielDie Poesie des Fußballs
In der Kritischen Ausgabe plus:
Hermes für Toth Taribu WestBlindenfußball

 

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