Die fünf Schwestern des langen Lebens

Viele Bergsteiger ergreift in der Nähe der höchsten Berge der Erde ein religiöses Gefühl, eine Art Ehrfurcht. Himalaya, der Sitz der Götter. Was könnte schöner sein, denkt man sich, als der See Manasarowar und der heilige Berg Kailash in Tibet oder der Chomolungma, bei uns als Mount Everest bekannt? Drei überirdisch schöne Fotos als Begleitung ins Jahr 2019.

Irmingard Scherer, eine entfernte Kusine von mir, war im Oktober in Tibet, Giovanna im November in Nepal. Beide waren mit kleinen Trekkinggruppen unterwegs und schliefen in hoch gelegenen Lodges, die manchmal nicht einmal Wasser hatten.Sie tasteten sich beide vorwärts und immer höher, bis sie je zwei Tage über 5000 Metern zubrachten.

Der Chomolungma ist im tibetischen Buddhismus Wohnsitz der Göttin Miyulangsangma. Sie ist eine der Fünf Schwestern des langen Lebens. Jamling Tenzing Norgay, der Sohn des zweiten Menschen auf dem höchsten Berg der Erde, schrieb, die Tätigkeit von Miyulangsangma werde als unerschöpfliches Geben bezeichnet. Sie verleihe denen, die sie verehren, ein langes Leben, Wohlstand und Kraft.

 

Bemerkung von Giovanna: entstanden am 11. November 2018 um 10:51 Uhr, 10 km Luftlinie vom Everest entfernt, Höhe: 5250 Meter

Bemerkung von Giovanna: entstanden am 11. November 2018 um 10:51 Uhr, 10 km Luftlinie vom Everest entfernt, Höhe: 5250 Meter

 

Er schilderte:

Dem Wind zum Trotz hatte ich den Eindruck, dass die stille Gestalt von Miyulangsangma über uns thronte und uns mit ihrer Gnade beschützte.

Und ihm kommt die Erinnerung an ein Rollbild in seinem Elternhaus in Darjeeling.

Ihre strahlende Erscheinung reitet dort wie selbstverständlich auf einer milchgebenden Tigerin, ihr Haar ist mit wunscherfüllenden Edelsteinen geschmückt. Ein Füllhorn mit göttlicher Nahrung in ihrer rechten Hand steht für Glück, während ihre Linke eine Geste des Schenkens macht. Miyolangsangma ist untrennbar mit ihrem Wohnort, dem Chomolungma, verbunden; ja, sie ist mit ihm gleichbedeutend.  

 

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Der Manasarowar-See in Tibet (oben) liegt zwischen Transhimalaya im Norden und dem Himalaya im Süden. Auf 4586 Metern sich erstreckend, ist er einer der am höchsten gelegenen Süßwasserseen der Welt und ein heiliger Ort für die tibetischen Buddhisten. Früher fanden sich acht Klöster an seinem Ufer (für die acht Speichen des buddhistischen Lebensrads), heute sind es noch fünf. Der Rundweg für die Pilger misst 103 Kilometer. Hinter ihm links zu sehen, nehme ich an, der Kailash, 6638 Meter hoch. Er sei aufgrund seiner religiösen Bedeutung bis heute unerstiegen, schreibt Wikipedia. Die Runde um den Kailash ist 53 Kilometer lang. Er wird mit dem Berg Meru in den heiligen Schriften des Buddhismus identifiziert.

 

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Der Kailash heißt auf Tibetisch Mapham Yutsho, unbesiegbarer Türkis-See. Oberhalb dieser Zeilen sehen wir den Yamdrok-See, den Irmi als von unglaublichem Türkis beschreibt. Sie schrieb ferner, der Himmel sei von dem intensivsten Blau, selbst die Blumen strahlten, und man erhalte den Eindruck, als würde man sich auf einem anderen Planeten befinden.

 

Wegen der fünf Schwestern wollen wir fünf Bilder. Wir füllen also auf: mit einem weiteren Bild vom Everest in weiter Ferne und einer Aufnahme des Gurla Mandhata, der 7694 Meter hoch ist.

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Fotos Chomolungma: Giovanna Braghetti;
Fotos Tibet: Irmingard Scherer.
Buchauszug: Jamling Tenzing Norgay: Auf den Spuren meines Vaters, München: Heyne 2003

 

 

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