Ein Fuchs für 2019

Ich wollte kurz vor dem Jahreswechsel, um halb elf, das Haus verlassen, und links vom Eingang, durch die Glasscheibe deutlich zu sehen, saß ein Fuchs. Er war schön, mehr silbern als braun, und als er mich sah, stand er lässig auf und ging vor mir am nach rechts vorbei, zeigte mir seinen langen Schwanz und verschwand.

Das verrückte Böllern scheucht natürlich die Tiere auf, aber dennoch … wo ich mich aufhielt, südlich vom Flughafen Zürich, sind die Wälder doch viele Kilometer entfernt und beginnen erst oben auf der Anhöhe hinterhalb von Opfikon. Es war ein schönes Erlebnis und konnte natürlich auch symbolisch gedeutet werden; der Fuchs ist ein Symboltier für mein neues Jahr 2019.

Wilder Fuchs, aufgenommen in Alaska zwischen 1900 und 1930 (Dank an Library of Congress, Wash. D. C.)

Wilder Fuchs, aufgenommen in Alaska zwischen 1900 und 1930 (Dank an Library of Congress, Wash. D. C.)

Der Fuchs war real, doch wer bewusst lebt, macht sich auch über Zufälle Gedanken. Warum jetzt, an diesem bedeutsamen Moment, am Ende des Jahres 2018? Das Timing ist das Entscheidende: So etwas könnte oft passieren, aber an der Schwelle des Jahres bedeutet es etwas. In einem Partnerspiel wird der Fuchs so charakterisiert:

… ist listig, schlau, mutig und verschlagen – ihm ist dadurch kein Tier gewachsen -, seine feine Nase wittert jede Gefahr und Beute und er weiß, wie er sie zur Strecke bringt – Trauben, die ihm zu hoch hängen, lehnt er verächtlich ab – kann tollwütig werden, wird aber dann meistens abgeschossen – fast jeder Fuchs endet doch schließlich am Hals einer Frau. Sein schöner Pelz, nicht sein Verstand bestimmt sein Schicksal.

Im Fuchs vereinen sich Naivität und Cleverness, er gilt als Symbol für Sinnlichkeit (früher war er Begleiter von Hexen und wurde als sexuell triebhaft charakterisiert), doch er ist auch intuitiv und gleichzeitig vorsichtig. Man kann sein Auftauchen als Orakel betrachten. Mein animalisches Ich zeigte sich mir, und ich sollte ihm Raum geben, denn bislang habe ich ihn immer geschickt ausgetrickst und enttäuscht. Aber nun sagt er mir: Lebe fearlessly, sei intuitiv, no second thoughts, greif ein!

Was habe ich mir vorgenommen? Erst einmal die Vergangenheit möglichst weit wegzuschieben, so gut als möglich in der Gegenwart zu leben, alles gut anzuschauen, ohne zu bewerten und zu vergleichen und abzuqualifizieren. Die Menschen, mit denen ich lebe, haben es verdient, dass meine Vitalenergie zum Vorschein kommt, die der Kopf so lange unter Kontrolle gehalten hat.

Alles da draußen hat mit mir zu tun; wir leben nicht abgetrennt von Natur und unseen Mitmenschen. Wir sind Teil des großen Bewusstseins, und vielleicht gelingt es auch, täglich daran zu denken, dass Gott in allem steckt und wir nur seine ausführenden Organe sind. Ich folge dem Fuchs!

 

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