Rocca San Silvestro
In der Toskana, Nähe Massa Marittima, wurde vor 40 Jahren eine Bergarbeitersiedlung entdeckt und nach und nach ausgegraben. Vom 11. bis zum 14. Jahrhundert schürften da die Dorfbewohner nach Erzen, überwacht von den Schergen der Signori, der Herren. Übrig blieb intaktes Gemäuer.
Die Herren bauten eine Festung und »organisierten« den Bergbau, was vermutlich heißt, sie zwangen die armen Leute, für sie unter die Erde zu kriechen, wobei sie manchmal erschlagen wurden und giftige Dämpfe einatmeten. Damals wurden die Leute von San Silvestro 40 Jahre alt. Die Erze wurden in Siena zu Metall verarbeitet und daraus Münzen geprägt. So wurden die Signori reich.
Im Schwarzwald gibt es ja auch viele Bergbaustätten, und hier in der Nähe, im Münstertal, war der Abt von St. Trudpert der Herr über die Bergleute, und er hatte es mit anderen Adeligen zu tun, die auch wohlhabend und einflussreich werden wollten. In Sulzburg, wo ich arbeite, gab es auch 200 Jahre lang freiberufliche Bergleute, die sich mühevoll durchschlugen, im wahrsten Sinne des Wortes: durch und in den Berg.
So plündert der Mensch Bodenschätze und schändet den Leib von Mutter Erde. Die Gier nach Reichtum erst verschaffte den frühen Alchemisten Einfluss. Über die Stadien Nigredo (schwarz), Albedo (weiß) und Citrinitas (gelb) bis hin zu Rubedo (rot), Farbe der Liebe, reifes Endprodukt von der Farbe vieler Früchte. So wird auch die Seele geläutert, aber Rot entspricht Gold, und da leuchteten die Augen der Gierigen!
Im 14. Jahrhundert brachte »zwanghafter« Bergbau nicht mehr viel, nun brauchte man neue technische Verfahren, aber es kam die Pest über Europa und großes Wehklagen. Rocca San Silvestro, wo zu den besten Zeiten 250 Menschen gelebt hatten, wurde aufgegeben.
Nun stehen die robusten Mauern vor dem starken, tiefblauen Himmel, und man meint, sich in der Wüste zu befinden oder auf einem entfernten Planeten. (Fotos: Karl Renner)