Radrennbahn St. Fiden/Krontal

Schön: Zehn Jahre nach meinen Recherchen über die alte Radrennbahn im St. Galler Osten hat ein Autor, Peter Uhler, eine kleine Publikation über sie vorgelegt, die mir Angelo zuschickte. Ich verwende einige Bilder daraus.

Damals hatte es mich interessiert, weil unser Haus in der Bruggstrasse 1909 erbaut worden war und zweihundert Meter davon entfernt die einstige Rennbahn (nicht mehr) stand. Es ist schon bewundernswert, wie man im Leben geführt wird. Nachdem ich in Rom zum Stadtradler und einsamem Kämpfer im Verkehr geworden war, sollte ich nun die Vergangenheit kennenlernen, das Veloziped.

St. Gallen

Wir zogen in dem alten Haus in St. Gallen ein, ich erfuhr von der ehemaligen Rennbahn, und bei einer Ausfahrt ins Umland, hinauf nach Rehetobel, fiel mir dort das hinfällige Schild Velo-Museum auf. Ich läutete unten an einem Haus und lernte dann François und den ganzen Verein kennen, den Old Bicycle Fan Club, dem ich heute noch treu verbunden bin. Viele Beiträge habe ich ihm gewidmet. Am heutigen 28. April ist dort oben unsere Jahreshauptversammlung.

Ich nahm an einer Velocipediade in Friedrichshafen teil … war spät losgefahren, kam gerade noch an, als die Fähre von Romanshorn schon fast ablegen wollte, und hätte ich es nicht geschafft, wäre ich vielleicht nie zu den ganzen IVCA-Treffen in vielen Ländern gefahren. Im Rückblick ist dieses Leben eine Ansammlung von Zufällen, und auch ich werde einmal einsehen: Es hatte alles seinen Sinn. Große Ordnung herrscht in allem. Auch wenn wir nur Chaos wahrnehmen.

Viel mehr als ich hat Peter Uhler auch nicht herausgefunden, aber er hat alles schön konzis erzählt und in eine Ordnung gebracht. Dass die Rennbahn nur zwei Jahre existierte, war Pech. Das Wetter spielte eine Rolle, und die Organisation war vielleicht auch nicht die beste. Die anderen – Singen oder etwa die berühmte Vigorelli-Bahn in Mailand – hatten in den 1930-er Jahren gute Zeiten, und auch im darauf folgenden Jahrzehnt gab es große Rennen.

Die erste Radrennbahn der Welt, schreibt Uhler, stand 1885 in Erfurt. 1890 gab sich Thun eine Bahn, 1893 entstand die berühmte Buffalo-Bahn in Paris und 1905 die Hardauer Rennbahn in Zürich, für die, als sie 1912 einplaniert wurde, Oerlikon gebaut wurde. Bahnrennen waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Hit, und es dauerte, bis die Straßenrennen sie überholten.

Der Gründer der unglücklichen St. Galler Bahn, Louis Andreazzi, starb früh. Doch immer noch gibt es – seit dem Jahr 1905 – das Restaurant Rennbahn an der Rehtobelstrasse (unten), und Peter Uhler schreibt, es hätte den vielleicht schönsten Biergarten der Stadt mit Kastanien, und da könne man schon mal ein Bier trinken oder zwei. Daneben hab ich ein paar Jahre gewohnt, mit Blick auf den Biergarten. Ich, der Münchner. Ist das nicht toll? Auf geht’s, trink ma a Maß!

St.Gallen2

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.