Notizen aus der Radwelt
Schön war’s wieder dort oben in Rehetobel, 950 Meter über dem Meer. Wie gewöhnlich frühstückten wir vom Old Bicycle Fan Club (OBFC) gemeinsam und sprachen das Program des Jahres durch. Neues also im Text plus einige Nachrichten aus meiner persönlichen Radwelt.
Da saß ich also um zehn Uhr morgens bei Schneegestöber und vier Grad Celsius missmutig rauchend in meinem Volvo, dessen Scheiben allmählich zufroren. Ich wartete. Doch bald kam François mit seinem Wagen vorbei, dem ich folgen konnte. Wie das letzte Mal vor zwei Jahren: meine Freunde, allgemeines Einverständnis, gemeinsam essen und trinken, bis die Sonne sich wieder zeigte. Vom Fahrradladen Richmuth in Richterswil am Zürisee haben wir ja 70 Rennräder bekommen, und drei standen in der alten Spinnerei, in der wir tafelten. Glanzvoll schien mir das gelbe Wilier Triestina, mit dem Beat Zberg 1997 bei der Tour de France und der Tour de Suisse nicht schlecht abschnitt (11./10.). Leider hatte ich meinen Fotoapparat vergessen. Die anderen Räder hängen in einem Keller und warten darauf, katalogisiert und repariert zu werden. Viel Arbeit.
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Ein netter Inhaber eines Fahrradgeschäfts in Mönchengladbach überließ mir zwei Hefte der Zeitschrift Fahrrad & Moped (Verlag Klaus Rabe, Köln). Die Fahrräder mit Hilfsmotoren nach dem Krieg, in den 1950-er Jahren, sehen nicht unähnlich aus den heutigen Elektrofahrrädern. In Haft 1/2001 zeigt Peter Wagner aus Lauter, wie er einen Sachs-Motor an ein Miele-Fahrrad baute. Miele machte genau das ab den 1930-er Jahren. Ein 75-Kubikzentimeter-Motor mit 1,5 PS brachte das Fahrrad bei 3000 Umdrehungen auf 30 Kilometer in der Stunde. 800.000 derartiger Kleinkradfträder wurden produziert (Bild unten), und sicher ist eins davon im Miele-Museum in Gütersloh zu sehen.
Bildschön ist das Windt aus Lage i. Lippe, Typ 50, gebaut 1953. In jenem Jahr kam zum ersten Mal der Begriff »Moped« auf. Das Windt hat einen Iso-Motor, und das Kettenblatt sitzt auf einer Durex-Rücktritt-Hinterradnabe. In dem Heft 2/1999 stellt es Sammler Nino Poljak vor. Es ziert auch das Titelblatt, weil’s so elegant ist, das Windt.
Ò Ô Ó
Gabi aus Offenbach ließ mir einen interessanten Link zukommen. Seit Juni 2018 betreiben Michelle Denk und Pascal Röhm das Café Piecycle Rad- und Trinkkultur in der Karlstraße 8 in Offenbach. Wer da mal hinkommen sollte … In der Fahrradwerkstatt werden alte Räder liebevoll restauriert, und wer Zeit hat zu warten, kann ins Café gehen. Gute Sorten, auch Bier (die Halbe Augustiner, mein Leibgetränk, für 3 Euro) und Wein gibt’s, gute Sache rundum.
Ein ähnliches Konzept, aber mit neuen Rädern hat das Fahrrad-Café Velosophie (toller Name) in Freiburg. Habsburger Straße 84, wenn ich nicht irre, da ist es sehr gemütlich, sogar Terrasse hinter dem Laden hat es. Von solchen Geschäften könnte es ruhig mehr geben.