Das Volksauto
Das Volksauto heißt eine Moritat, die Karl Valentin im Kriegsjahr 1941 zur Melodie von 3 Lilien verfasste. Damals hatten wenige Autos, heute alle, und man kann, glaube ich, behaupten, dass seit Ende des Zweiten Weltkriegs weltweit durch das Automobil so viele Leute gestorben sind wie im ganzen letzten großen Krieg. Eine wahrlich schaurige Moritat!
1.
Es war einmal ein junger Mann
Und eine junge Frau,
Die kauften sich ein Auto,
Das war sehr schlau.
2.
Ein Volksauto um 1000 Mark
Das schafften sie sich an,
Es hatten alle beide
Viel Freude dran.
3.
Er machte einen Autokurs
Bekam den Führerschein,
Und fuhr mit seiner Gattin
Nach Garmisch ’nein.
4.
Doch bei der allerersten Fahrt,
Es war als wie ein Traum,
Da fuhren sie vor Garmisch
An einen Baum.
5.
Der Baum, der war ein Hindernis,
Der Baum, der gab nicht nach,
Doch das Auto ward zertrümmert,
O welche Schmach!
6.
Da lagen alle Dreie,
Sie, Er und ’s Autolein,
Verwundet und zerschellet
im Abendschein.
7.
Das Auterl wurde abgeschleppt,
Es sah ganz furchtbar aus,
Und ihn und sie — sie fuhr man
Ins Krankenhaus.
8.
Dass Er dabei den Kopf verlor,
Das leuchtet jedem ein,
Und Sie wurd‘ aufgenommen
Im Witwenheim.
9.
Zum Autofriedhof, wie Sie seh’n,
Fuhr man das Auto ’naus,
Es hauchte, kaum geboren,
Sein Dasein aus.
10.
Und die Moral von der Geschicht‘,
Ich offen sagen muss:
Ihr Leute, fahrt’s nicht Auto,
Geht’s lieber — z‘ Fuss!