Anzügliches von Valentin
Ziemlich derbe Späße gibt’s in Karl Valentins Couplets; aber nichts, was einen heute erröten ließe. Das war damals in den 1920er und 1930er Jahren beste Comedy, und Valentins Verse über die Ritter sind volkstümlich geworden. Da geht’s um Sex, passend am sechsten sechsten des Jahres. Schmeck‘ ma amoi nei!
So amüsiert sich jeder so gut er eben kann
Der Pappa küsst die Köchin
Der Sohn die Gouvernant
Die Mama küsste den Hausfreund
Auch das ist sehr scharmant
Der Hausknecht macht sich heimlich
Ans Zimmermädchen ran
So amüsiert sich jeder
So gut er eben kann.
(…)
Ein Jüngling u. a. Jungfrau
Begegnen sich per Rad
Die Sache ward sehr kritisch
Sehr enge ist der Pfad
Und wirklich stösst der Jüngling
Mit der Jungfrau dann zusam
So amüsiert sich jeder
So gut er eben kann.
(…)
Aus: Ritterg’stanzeln
(…)
Und der Ritter von Gräfelfing
dem sei Frau is a gspassig’s Ding
alle 4 Wochen macht’s a grandig’s G’sicht
ja da geht’s halt a mal nicht.
Und der Riter von Freising drunt
is a ganz gespassiger Hund
sieht er ein Mädchen gehen
bleibens alle zwei stehn.
Und der Ritter von Oberleutstetten
tut sich mit a andern rumfretten
er sagt er is so gewohnt
dass er die Frau dabei schont.
1942 und 1943 war eine schlimme Zeit, da macht sich der Valentin Gedanken über den Herrgott.
Wenn ich einmal der Herrgott wär‘
Mein erstes wäre das,
Ich schüfe alle Kriege ab,
Vorbei wär‘ Streit und Hass.
Doch eil ich nicht der Herrgott bin,
Hab ich auch keine Macht;
Zum ew’gen Frieden kommt es nie,
Weil’s immer wieder kracht.
Wenn ich einmal der Herrgott wär‘
Mein zweites wäre dies‘
Ich schüfe alle Technik ab,
s wär besser, ganz gewiss
Dann gäb‘ es auch kein Flugzeug mehr,
O Gott! Wie wär das nett!
Und ohne Angst, da gingen wir
Allabendlich zu Bett.
(…)
Die letzten Jahr – ihr lieben Leut‘
Ich sags ganz ungeniert
Da is der Herrgott selber schon
Auf’s schwerste depremiert
Die Welt, die er g‘schaffen hat,
so ruft er ganz empört, –
wird – wenn’s no lang so weiter geht
Vom Menschen ganz zerstört.