Auto und Fahrerin

Die Christen feiern Fronleichnam, damit den Leib des Herrn (Festum Sanctissimi Córporis Christi), womit sie Christus meinen, der nach dem Willen Gottes (eher: nach dem Willen der Kirchenväter) Mensch wurde und auch Gott ist sowie das Sakrament der Wandlung: Die Hostie wird zum Leib Christi und spendet Seligkeit. Es geht also um Leib und Seele. Was ist wichtiger?

Nur ein paar Gedanken zum Thema: Wir sind nicht unser Körper, eher hat unsere Seele (oder Geist oder Bewusstsein) einen Körper. Das Schweizer Medium Sam Hess (gerade ein Interview von Dschulnigg mit ihm auf Empirische Jenseitsforschung gesehen, von 2013) nennt unseren Körper ein Fahrzeug, mit dem man auf Erden viele Erfahrungen machen könne; wer sich tötet, zerstört seinen Körper, der oft gar nichts dafür konnte für die (seelischen) Qualen. Er/sie beraubt sich seines Fahrzeugs. Der Körper ist das Auto, die Seele ist die Fahrerin.

Hat nicht übrigens auch Plotin, der Neuplatoniker, um 500 vom Fahrzeug gesprochen, dem okhrema pneumaticon, dem Auferstehungsfahrzeug, das die Seele hinauskatapultiert? Für die Reise hinüber haben wir vielleicht auch eine Art Gefäß, jedenfalls können wir uns hinterher mit einem (feinstofflichen) Körper zeigen, der auch bekleidet sein wird. Die von drüben meinen sogar, ihnen komme alles dort einschließlich ihres Körpers als unglaublich real vor, — aber wie es einst auf Erden war, hat man ja vergessen, es liegt ein anderes Bezugssystem vor.

Jedenfalls hat die Seele (das Bewusstsein) die Führerschaft über den Körper. Wenn er dann seine Arbeit getan hat und nicht mehr gebraucht wird, ist er wertlos. Die Nahtod-Zeugen sehen ihn so daliegen, und Livio Kägi, ein Motorradfahrer, der von seiner Maschine wegkatapultiert wurde, schilderte, sein Körper – da drunten liegen – habe ihm nichts mehr bedeutet, sei so gewesen wie eine zerdrückte Coladose, sei ihm ein Fremdkörper gewesen. Schöner Ausdruck.

Andere erzählen, sie hätten sich zurückquetschen müssen in den Körper, er sei ihnen zu eng gewesen nach der unglaublichen Freiheit dort drüben. Unser Bewusstsein ist unendlich und kann so viel, es greift über Kontinente hinweg, aber den Körper braucht es, um zu lernen. Der Körper ist gut. Die Katholiken haben ihn Jahrhunderte lang verteufelt, und nicht zu zählen sind die Eremiten und Klosterschwestern, die zu Heiligen gemacht wurde, weil sie den Körper und alle mit ihm verbundenen Gelüste so schön abtöten konnten.

Pflegen wir ihn, lieben wir ihn, so lange es geht, ohne zu vergessen, dass eimal eine Zeit kommt, in der es ohne ihn gehen muss. Dann sollten wir alles wissen und alles kennen und ihn ohne Bedauern zurücklassen können.

 

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