Meine geniale Freundin

Ist doch ein geniales Archiv, manipogo! So erfahre ich, dass es erst eineinhalb Jahre her ist, dass ich im Theater war (bei Clean City). Sowas vergisst man nicht. Nun im Nationaltheater Mannheim gewesen und drei Stunden Theater gehabt: Meine geniale Freundin. Auch das ein grandioses Erlebnis.

Giovanna und meine Nichte finden Elena Ferrantes Romane Meine geniale Freundin fesselnd, und die Adaption für die Bühne in Mannheim zu sehen, war ein wunderbarer Einfall. Ich musste natürlich mit dem Rad anreisen. Auf dem Hinweg schaffte ich es von Offenburg nach Karlsruhe, bei der Rückreise fuhr ich Karlsruhe von Norden an, am Rhein entlang, beide Male 100 Kilometer. Den Rest per Zug.

019Meine geniale Freundin führt überall die Bestsellerlisten an. Es geht um die Kindheit zweier Freundinnen, der Erzählerin Elena und der »genialen« Lila, in den 1950er Jahren in Neapel. Elf Schauspielerinnen und Schauspieler umfasst das Mannheimer Ensemble (sie verkörpern 24 Rollen), und was für Typen, was für ein Tempo, was für grandiose inszenatorische Einfälle! Es ist schwer, über fast drei Stunden die Spannung aufrecht zu erhalten, doch es gelingt. Bezaubernd, faszinierend. Die Regisseurin ist Felicitas Brucker.

Lila ist genial in der Schule, doch wer studiert, ist Elena; Lilas Vater, der Schuhmacher, lässt seine Tochter nicht zur Uni. Sie soll lieber den Sohn des Mafiabosses ehelichen, heiratet aber einen anderen, entwirft Schuhe, fegt durch die Gegend, sagt allen ihre Meinung, wird gehasst und gefürchtet. Und sie weiß alles, weil sie eben genial ist.

cataniaVolksmusik aus Neapel, dann rollen sie mit der Elektro-Vespa über die Bühne, auf der Lila Turnübungen vollführt, und ein Auto taucht auf, und sie schreien und gestikulieren, sind zärtlich und verwegen, und das Leben nimmt seinen Lauf mit Affären, Kindern, Verzweiflung, Eifersuchtsszenen und Wutausbrüchen. Ganz schön anstrengend, weil alles so hochkocht, aber Neapolitaner sind so.

Lorena Handschin als Lila ist natürlich großartig, und Nicolas Fethi Türksever und Arash Nayebbandi sind überzeugende Süditaliener, überhaupt Dank an das Ensemble und viel Glück für die weiteren Aufführungen am 5. Juni (Mittwoch), 9. Juli (Dienstag) und 13. Juli (Samstag)!

 

Die Illustrationen: Oben rechts Licata auf Sizilien; unten links Catania, in den 1950er Jahren, auf einer Postkarte.

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