München-Hamburg im Auto: 7560 Euro

Eine neue Statistik sagt, dass jeder mit dem Auto gefahrene Kilometer mit 10,80 Euro zu Buche schlägt. Diese Zahl kommt zustande , wenn wir alle Kosten, die der motorisierte Verkehr verursacht, berücksichtigen. Ein geflogener Kilometer kostet 12,70. Also: Mal schnell nach Freiburg und zurück, 50 Kilometer, das haut rein, macht 540 Euro. München—Hamburg, 700 km, macht 7560 Euro. Davon kaufst du dir schon nen Gebrauchten. Keine Sorge, das zahlen nicht die Autofahrer, sondern alle, auch die autolose Minderheit zahlt das.

Vor zwei Wochen hieß die Überschrift in der Zeitung Der Sonntag »Trend zum Drittauto«. Car-Sharing kommt voran, viel wird Rad gefahren in Freiburg, — und dennoch wächst die Zahl der Autos unaufhaltsam. 1000 Freiburger, 550 Automobile. Das ist einfach unsinnig. Aber die Deutschen haben einfach zuviel Geld. (Wurde in dem Artikel auch gesagt.) Rentner halten sich ohne Auto für behindert. Für Abiturienten ist es ebenfalls selbstverständlich, im Mini vorzufahren. (Bei uns, Abitur 1976, hatten von 20 in der Klassse zwei ein Auto.) Warum darauf verzichten? Die 50 Kilometer nach Freiburg und zurück kosten ja nur 5 Euro, wenn der Verbrauch mäßig ist. Autofahren wird heute belohnt. Die Industrie ist ja auch mächtig.

Warum machen Jürgen Klopp und Yogi Löw eigentlich Werbung für Automobile? Diese Leute, die einige Millionen im Jahr verdienen, sind sicher nicht auf ein Zubrot von den Autobauern angewiesen. Doch da sind natürlich wieder Freunde unter sich, eine Firma stellt die Flotte für die Nationalmannschaft, beste Konditionen, eine Hand wäscht die andere, und 50.000 für einen Extra-Spot, die kann man mitnehmen. Fußballer sind Autoleute, ganz klar. Sie verdienen durch die Gesellschaft und vertreten auch deren Werte, und ein tolles großes Auto ist ein materialisierter Wert. Autowerbung in der Sportschau: intensiv. Trotzdem halte ich es für würde- und instinktlos von Kloppi und dem Yogi,  dass sie sich vor den Karren der Autoindustrie spannen haben lassen.

In der erwähnten Studie, erstellt durch ein den Grünen nahestehendes Institut, hieß es auch, dass Elektroautos beim Ausstoß von Kohlendioxid — über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs betrachtet — nicht mal besser abschneiden als Autos mit Verbrennungsmotoren. Wundert uns nicht. Man darf ja den Verdacht haben, dass die Klima-Diskussion auch von den Autobauern angeheizt wurde. Alle Verbrennungsautos weg (wann wird das sein? vielleicht in 20 Jahren), dann müssen die Käufer sich neu bestücken. Blendendes Leben der betreffenden Industrie für die nächsten 50 Jahre garantiert. Die würde ja sogar ihre Oma verkaufen, wenn das Geld brächte, doch sinnvoller natürlich: der Oma ein Auto verkaufen. Ach, wieviel wird noch geschwatzt und geschrieben werden über Elektro und Benzin und das Klima! So vertreibt sich eine (nimmer-)satte Gesellschaft ihre Zeit.

 

 

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